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Geowissen

Versunkene Inseln in der Karibik entdeckt

Korallenriffe auf Lavasockeln ragten vor 40 Millionen Jahren noch bis zur Wasseroberfläche

Karte der Karibik: Auf Seekarten waren die jetzt entdeckten Inseln bisher nicht verzeichnet. © USGS

In den Tiefen der Karibik existieren versunkene Inseln, die noch in keiner Seekarte verzeichnet sind. Belege dafür fanden Wissenschaftler jetzt während einer sechswöchigen Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff Meteor. Sie entdeckten unterseeische Erhebungen, die vor rund 40 bis 50 Millionen Jahren noch an der Oberfläche lagen. Entstanden sind sie einst durch Lavaaustritte und Korallen.

Die zentrale Karibik war das Ziel einer Expedition von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen mit dem deutschen Forschungsschiff Meteor. Sie sollte unter anderem Aufschluss geben über die Geologie des Untergrunds in diesem unruhigen Gebiet, in dem sich immer wieder Erdbeben wie zuletzt im Januar 2010 in Haiti ereignen. Dabei kartierten die Forscher unter anderem die Topographie des karibischen Meeresbodens mit Hilfe des Fächerecholots – und erlebten dabei einige Überraschungen.

Denn schnell zeigte sich, dass die vorhandenen Seekarten für dieses Gebiet, die meist auf Satellitendaten beruhen, alles andere als genau sind. Einige unterseeischen Berge, die auf den Seekarten eingetragen waren, existierten in der Realität nicht. In anderen Fällen zeigten die Karten dagegen flache Bereiche, die in Wirklichkeit gebirgig waren. Messungen mit dem Fächerecholot enthüllten hier Erhebungen von über 1.000 Meter über dem Meeresboden.

Koralleninseln versanken im Meer

Die größte Überraschung – und den entscheidenden Hinweis – brachten jedoch Proben, die die so genannten Dredges von den Flanken der neu entdeckten untermeerischen Berge ans Tageslicht förderten. Diese großen Stahlkörbe werden an einem mehrere Kilometer langen Stahlseil hinabgelassen und über den Meeresboden geschleift, um so Gesteins- und Organismenproben zu gewinnen. In den Proben von den Unterseehügeln stießen die Forscher auf Strukturen, die es an den Tiefseehügeln eigentlich nicht geben durfte. Denn die Korallen, Schnecken und Rotalgenknollen entstehen typischerweise nur im lichtdurchfluteten Wasser der geringen Meerestiefen.

Wissenschaftler untersuchen Bodenproben von der Inselflanke © Universität Greifswald

Für die Forscher war damit klar: Die submarinen Berge, deren Gipfel heute in Wassertiefen von 800 bis 1.000 Meter liegen, müssen früher einmal Inseln im karibischen Meer gewesen sein. Die Proben und mittels Fächerecholot ermittelten Formen der Hügel deuten darauf hin, dass die neu kartierten Seeberge einst aus dem Wasser ragende Korallenriffe waren. Noch muss das genaue Alter der Riffe im Detail geklärt werden, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass sie vor ungefähr 40 bis 50 Millionen Jahren entstanden. Das Wachstum der Korallenriffe konnte offenbar zunächst mit einem stetigen Absinken des Untergrunds mithalten. Dann starben sie jedoch ab und verschwanden mit der Zeit in der Tiefe.

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Lavaströme bildeten Inselsockel

In weiteren Echolotkartieren stellten die Wissenschaftler fest, dass die Riffe auf einer zweiten, viel größeren und heute in Wassertiefen von ungefähr 1.600 bis 1.800 Meter liegenden Plattform aufsaßen. Diese auch unter anderen versunkenen Inseln entdeckten Plattformen erheben sich deutlich über die Tiefseeebene in circa 4.000 Meter Wassertiefe und sind das Ergebnis eines großen submarinen Basaltausflusses.

Dieser Lavaausstrom ereignete sich in der mittleren Kreidezeit vor ungefähr 80 bis 90 Millionen Jahren und bedeckte große Teile der damaligen karibischen See mit einer mächtigen Schicht aus Lava. Die Bestimmung und Datierung von Gesteinsproben aus den Schleppnetzen und von den Tauchgängen mit dem Tauchroboter „ROV Kiel 6000“ belegt dies. Auch die Basalt-Plattformen befanden sich offenbar zunächst in der Nähe oder möglicherweise über dem Wasserspiegel, worauf gerundete Basaltgerölle hinweisen. Solche Gerölle können nur in stark bewegtem Wasser entstehen, wie es in Flüssen oder in der Meeresbrandung vorkommt.

(Universität Greifswald, 10.05.2010 – NPO)

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