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Biologie

„Kuckucksküken“ auch bei Zebrafinken

In jedem fünften Nest finden sich Eier von fremden Weibchen

Zebrafinkenpaar © Wolfgang Forstmeier

In jedem fünften Nest von Zebrafinken liegt ein Ei von fremden Eltern. Benachbarte Weibchen der in Kolonien brütenden Vögel haben es untergeschoben. Wie Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift „Animal Behaviour“ berichten, gehen die Weibchen dabei sehr gezielt vor: Die Eier werden stets dann in fremde Nester gelegt, wenn die Wirtseltern kurz vor dem Bebrütungsbeginn stehen.

Zebrafinken brüten in Kolonien, wobei jedes Paar für seinen eigenen Nachwuchs sorgt. Innerartlicher Brutparasitimus, also Kuckucksverhalten unter Zebrafinken, ist jedoch sowohl unter frei lebenden Zebrafinken in Australien als auch in Volierenzuchten erstaunlich häufig. Forscher am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun mit genetischen Methoden die Elternschaften aller Eier in Volierenkolonien untersucht und entdeckt, dass jedes 20. Ei ein Kuckucksei war. Dabei waren es meist immer dieselben Weibchen, die sich darauf spezialisiert hatten, einen Teil ihrer Aufzuchtsarbeit anderen Paaren zu überlassen.

„Kuckucks-Weibchen“ mit perfektem Timing

Die „Kuckucks-Zebrafinken“ müssen für die Eiablage im fremden Nest genau den richtigen Moment abpassen: Das Brüten startet meist gleich nach der Ablage des ersten oder zweiten Eies. Sitzen die Eltern erst einmal auf ihrem Nest, ist es kaum mehr möglich, ihnen ein Kuckucksei unterzuschieben. Zu früh darf das Weibchen sein Ei aber auch nicht in das vorbereitete Nest der Wirtseltern legen. Sonst besteht die Gefahr, dass diese ihr Nest aufgeben. In der Voliere konnten die Forscher die zeitliche Abfolge des Eierlegens gut beobachten.

Nest von Zebrafinken © Elisabeth Bolund

Tatsächlich: „Die meisten Kuckuckseier tauchten kurz vor dem Bebrütungsbeginn im Nest der Wirtseltern auf“, sagt Holger Schielzeth, Erstautor der Studie. „Das zeigt, dass die ‚Kuckucks-Weibchen‘ gezielt vorgehen und den Brutbeginn bei den Nachbarn gut im Blick haben.“ Die Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass „Kuckucks-Weibchen“ bestimmte Wirtspaare bevorzugt hätten. Eher im Gegenteil: Sie waren nur selten wiederholt betroffen. Das deutet darauf hin, dass sich die Wirtspaare zu wehren lernen.

Trotzdem noch Aufzucht eigener Jungen

Die betrügerischen Weibchen legten zumeist gleich mehrere Eier in andere Nester, allerdings fast immer nur eines pro Nest und stets bevor sie mit der Bebrütung eines eigenen Geleges anfingen. Jedoch ist die Kuckucksstrategie nicht so Erfolg versprechend, wie sie klingen mag. „Nur ungefähr ein Drittel der Eier wird letztlich von den Wirtseltern bebrütet“, so Schielzeth. „Weibchen, die eigene Nachwuchsaufzucht und Brutparasitismus miteinander kombinieren, legen zwar insgesamt mehr Eier, haben aber nicht viel mehr Jungvögel als Weibchen, die nur eigene Nachwuchsaufzucht betreiben.“ Wenn die Strategie besser funktionieren würde, hätten sich wohl auch reine Kuckucksspezialisten unter den Zebrafinken heraus gebildet.

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(Max-Planck-Institut für Ornithologie, 23.04.2010 – NPO)

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