Wissenschaftler haben eine neue Art des Malaria-Erregers Plasmodium identifiziert. Zuvor für eine Variante der bekannten Spezies Plasmodium ovale gehalten, entpuppte sich die vermeintlich Variante in Geneanalysen als eindeutig eigene, nicht rekombinierbare Art. Sie hat sich vermutlich vor einer bis 3.5 Millionen Jahren abgespalten und kommt heute parallel zu P.ovale vor, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Infectious Diseases“.
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Malaria ist eine der tödlichsten und verbreitetesten Tropenkrankheiten weltweit. Mehr als eine Millionen Menschen sterben jährlich daran. Ausgelöst wird die Krankheit durch fünf Arten des einzelligen Parasiten Plasmodium. Infektionen mit der Art Plasmodium ovale sind weit verbreitet, nehmen aber meist einen gutartigen Verlauf. In letzter Zeit mehrten sich jedoch die Hinweise, dass einige Formen dieser Art nicht auf den Standard-Gentest ansprachen, der eigentlich spezifisch für Plasmodium ovale ist.
Wissenschaftler der London School of Hygiene & Tropical Medicine, sowie dem Hospital für Tropenkrankheiten und der Mahidol Universität in Bangkok wollte es jedoch genauer wissen und führten eine genetische Untersuchung der beiden Plasmodium ovale Formen durch. Sie analysierten dafür die Sequenz von sechs genetischen Abfolgen des Erregers in 55 Blutproben aus zwölf afrikanischen und drei asiatischen Ländern.
Gentests belegen Teilung in zwei Arten
Das Ergebnis war eindeutig: In den Proben fanden sich nicht eine Erregerart, sondern zwei: An allen sechs Genorten registrierte die Forscher einen deutlichen Dimorphismus zwischen den beiden Typen, alle Proben fielen entweder in die eine oder die andere Kategorie, Mischformen kamen nicht vor. Nach Ansicht der Wissenschaftler deutet dies klar darauf hin, dass hier der Prozess der Artbildung bereits vollzogen ist und es sich daher nicht um zwei Formen, sondern um zwei getrennte Arten handelt. Damit gibt es nun sechs statt bisher fünf Arten des Malaria-Erregers Plasmodium.
„Es war eine große Überraschung herauszufinden, dass diese beiden Arten nicht nur genetisch komplett voneinander verschieden waren und dies in jedem Test den wir durchführten“, erklärt Colin Sutherland, Leiter der Studie am London School of Hygiene & Tropical Medicine. „Zudem tauchten beide Formen auch in Menschen auf, die Seite an Seite in den gleichen asiatischen und afrikanischen Ländern lebten, selbst in den gleichen Städten und Dörfern.“
Artspaltung vor einer bis 3,5 Millionen Jahren in Afrika
Die beiden Arten tauchten in Proben aus Ghana, Nigeria, São Tomé, Sierra Leone und Uganda auf, auch in Myanmar fanden sich Hinweise auf beide Spezies. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich die beiden Arten vor rund einem bis 3,5 Millionen Jahren in Afrika voneinander abgespalten haben. Heute sind sie nicht mehr miteinander rekombinierbar und existieren beide parallel in den gleichen Gebieten.
Was den Anstoß für diese Artspaltung gab, wissen die Forscher noch nicht. Das sollen nun weitere Analysen klären helfen. „Wir hoffen unserer Arbeit fortführen zu können um die mysteriösen Unterschiede zwischen diesen beiden neu identifizierten menschlichen Pathogenen zu enträtseln“, so Sutherland.
(London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM), 21.04.2010 – NPO)