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Geowissen

Auch im Sauerland lebten Raubsaurier

Dinosaurierfriedhof mit 130 Millionen Jahre alte Knochenfragmente und Zähne entdeckt

Modell eines Iguanodons © LWL/Thomas

Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben im nördlichen Sauerland 130 Millionen Jahre alte Knochenfragmente und Zähne von Dinosauriern gefunden. Wie die Forscher berichten, müssen dort mindestens sechs verschiedene Gattungen, darunter pflanzenfressende Saurier (Iguanodonten) und Raubsaurier, Krokodile, Flugsaurier und Schildkröten gleichzeitig gelebt haben.

„Bisher haben wir in Deutschland einen solchen Friedhof von verschiedenen Sauriern nebeneinander noch nicht entdeckt“, so der LWL-Paläontologe Klaus-Peter Lanser am 06. Juli 2004 bei der Vorstellung der Funde in Hagen. Durch einen Kieferknochen konnten die Ausgräber zum ersten Mal in Deutschland auch ein hasenähnliches Säugetier der Unterkreidezeit nachweisen.

Die nur wenige Zentimeter großen versteinerten Zähne, Wirbel und Knochenteile haben die Mitarbeiter des LWL-Museums für Naturkunde seit zwei Jahren in einem Schacht mit 35 Metern Durchmesser frei gelegt. „Dieser mindestens fünf Meter tiefe, damals mit Wasser gefüllte Schacht muss in der küstennahen Seenlandschaft eine natürliche Falle für die Tiere gewesen sein. Wahrscheinlich kamen nicht nur die Dinosaurier, sondern auch die übrigen Tiere an die Tränke“, erläutert Lanser. „Hier deutet sich die Nahrungskette an: die Raptoren und Krokodile fraßen die Iguanodonten, Landschildkröten und hasenähnlichen Tiere.“

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Die gefundenen messerartigen Zähne und ein Krallenbein der Raubsaurier lassen nach Angaben der Forscher auf Verwandte der Deinonychus oder Velociraptoren schließen, die als etwa zwei Meter große, zweibeinige Raptoren in Rudeln Jagd auf ihre Beutetiere machten. Größeren Raubsauriern konnte bisher ein einzelner Zehenknochen zugeordnet werden, dem Flugsaurier ein Schwanzwirbel.

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Die pflanzenfressenden Saurier, auf die Zähne, Zehenknochen und Hufbeine aus der Grabung hinweisen, wurden bis zu drei Meter hoch und zwölf Meter lang. Von den Krokodilen blieben Panzerplatten und Teile eines Schädels erhalten, von den Landschildkröten zahlreiche Reste. Die inzwischen ausgestorbenen „Hasen des Erdmittelalters“ müssen von ähnlicher Gestalt und Größe wie heutige Hasen gewesen sein. Diese Pflanzenfresser waren damals wie die Dinosaurier weltweit verbreitet.

Bereits im Jahr 2000 hatte ein Privatmann einen Knochenfund an der heutigen Grabungsstelle dem LWL-Museum gemeldet. Die Ausgrabungen werden fortgesetzt. Nach der Präparation soll eine Auswahl der mehreren hundert Funde im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster zu sehen sein.

(Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 07.07.2004 – DLO)

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