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Verhalten

Bienen vererben „Tanztalent“

Roboterbiene untersucht Kommunikation im Bienenstock

Pheromone signalisieren Hunger © RUB

Alle gleich im Bienenkorb? Weit gefehlt! Verhaltensbiologen der Ruhruni Bochum haben das Erbgut der Arbeiterinnen eines Stocks untersucht und herausgefunden, dass das Verhalten und die Arbeitsaufgaben der Bienen auch innerhalb dieser Gruppe von ihren Genen bestimmt werden. Die Forscher mischten sich mit Geräuschen, Roboterbienen und Düften in die Kommunikation sozial lebender Insekten ein und suchten das „Gespräch“.

So entschlüsselten sie auch nach und nach die akustischen und chemischen Signale, mit denen sich Honigbienen, Hummeln und Termiten verständigen, wie der Verhaltensbiologe Prof. Wolfgang H. Kirchner in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins RUBIN berichtet.

Angeborene Arbeitsteilung

Honigbienen haben ein hochentwickeltes Verständigungssystem hervorgebracht: die „Tanzsprache“, mit der sie sich durch Vibrationen und Geräusche den Weg zum besten Futterplatz „erklären“. Dieses Kommunikationssystem geht einher mit einem System der Arbeitsteilung, in dem – wie auch in menschlichen Gesellschaften – jede einzelne Biene ihren Platz im Aufgabengefüge hat. So gibt es etwa Spezialistinnen für unterschiedliche Tänze.

Vetternwirtschaft im Bienenstock?

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Aber wird eine Biene schon als Spezialistin geboren? Um das herauszufinden, verglichen die Bochumer Biologen Erbgut und Verhalten einzelner Tiere und stellten fest, dass keineswegs alle Bienen gleichermaßen in der Lage sind, Nestgenossinnen durch Tänze zu neuen Futterquellen zu lenken. Vielmehr sind ihre Talente vererbt. Zwar stammen alle Arbeiterinnen von der selben Mutter – der Königin – ab, aber diese paart sich mit bis zu 20 verschiedenen Männchen. So gibt es im Bienenstock Geschwister und Halbgeschwister. Durch Verhaltensbeobachtungen und anschließende genetische Untersuchungen konnten die Forscher zeigen, dass den Arbeiterinnen bestimmte „Bienentanz-Talente“ im väterlichen Erbgut mitgegeben werden. Vetternwirtschaft allerdings – im Tierreich sonst an der Tagesordnung – gibt es im Bienenstock nicht. Dagegen gilt das Gebot absoluter Fairness: Geschwister werden ebenso wenig begünstigt wie Halbgeschwister übervorteilt.

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Mit Robotern „ausspioniert“

Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass Bienen, Hummeln und Termiten neben der Tanzsprache auch Geräusche und Duftstoffe zur Kommunikation benutzen. Durch den Einsatz von Duftcocktails und präparierten Attrappen erforschten sie die Verständigungssignale der Insekten genauer und kamen mit ihnen „ins Gespräch“ – so wurde etwa ein Roboter, mit dem der Bienentanz simuliert werden kann, in den Bienenstock „eingeschleust“, um die Mechanismen der Tanzkommunikation näher zu bestimmen. Auf diesem Wege erfuhren die Forscher auch, wie sich die Kommunikationssysteme dieser einstmals nahen Verwandten im Laufe der Evolution entwickelt haben: So ist etwa ein Verhalten umso älter, je weiter entfernt die Verwandtschaft der Arten ist, die ein und dasselbe Verhaltensmerkmal an den Tag legen.

(idw – Ruhr-Universität Bochum, 07.07.2004 – DLO)

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