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Zoologie

Vogelfrauen stehen auf laute Sänger

Experiment liefert neue Erkenntnisse über die Partnerwahl bei Zebrafinken

Laute Sänger wirken auf Weibchen offenbar sehr anziehend. © Felix Brandl

Zebrafinken-Weibchen bevorzugen Männchen, die laut singen. Das haben jetzt Forscher in einer neuen Studie nachgewiesen. Sie boten den Vogelfrauen vier Gesänge eines Zebrafinkenmännchens aus einem Lautsprecher an, die sich nur in ihrer Lautstärke unterschieden. Fast alle Tiere fanden das lauteste Lied am attraktivsten, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Animal Behaviour“.

Zebrafinken-Weibchen suchen sich wie viele andere Singvogelarten ihren Paarungspartner unter anderem anhand seines Gesangs aus. Dabei achten die Weibchen darauf, wie oft ein Männchen singt, wie groß sein Repertoire ist oder wie lang ein Lied dauert.

Wie wichtig ist die Lautstärke?

Ob auch die Lautstärke des Gesangs wichtig ist für die Attraktivität eines Vogelmännchens, war bislang nicht bekannt und ist im Freiland auch schwierig zu untersuchen. Mathias Ritschard vom Max-Planck-Institut für Ornithologie und Kollegen hatten sich daher ein Versuchsdesign überlegt, mit dem sie unter kontrollierten Bedingungen den Einfluss der Lautstärke auf die Wahl der Weibchen messen konnten.

Die Forscher setzten Zebrafinkenweibchen in einen Käfig, in dem die Tiere sich selbst Gesänge aus einem Lautsprecher vorspielen lassen konnten. Dazu brauchten sie nur mit dem Schnabel auf eine von vier verschiedenen Tasten zu picken. Nach jedem Tastendruck erklang derselbe Gesang in einer definierten Lautstärke: leise, in mittlerer Lautstärke, laut oder in mittlerer Lautstärke mit Hall. Dabei verwendeten die Forscher Lautstärken, in denen Zebrafinken natürlicherweise singen.

Weibchen hören lieber lauten Gesang

„Manche Zebrafinkenweibchen betätigten über 1.000 Mal am Tag die Tasten“, erzählt Ritschard von seinen Beobachtungen. Dabei pickten sie sehr viel öfter auf die Taste, die den lauten Gesang abspielte, als auf die Tasten, bei dem der Gesang leiser oder mit Hall zu hören war.

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„Das Experiment offenbarte eine ganz eindeutige Vorliebe für laute Sänger“, so Ritschard. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass lauter Gesang die Neuronen im Gehirn der Weibchen stärker stimuliert, und dadurch für die Weibchen attraktiver wird.“

Viele offene Fragen

Es bleiben aber noch Fragen offen, die in weiteren Experimenten geklärt werden müssen: Wie beeinflusst die Lautstärke des Gesangs die Wahl der Weibchen, wenn auch andere Parameter verändert werden, zum Beispiel die Liedlänge oder die Größe des Repertoires? Und: sagt die Lautstärke, in der ein Männchen singt, etwas über seine Qualität aus?

So könnten lauter singende Männchen nach Angaben der Forscher zum Beispiel größer sein oder über bessere Gene verfügen, sich also im Kampf um Ressourcen am Besten durchsetzen.

(MPG, 22.02.2010 – DLO)

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