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Technik

Mit dem Elektroauto in der Großstadt

Projekt zu Akzeptanz und Nutzungsverhalten von Elektroautos im Berliner Stadtverkehr abgeschlossen

Wie alltagstauglich ist ein Elektroauto im Stadtverkehr? Welche Einschränkungen gibt es? Genau das wollten auch die 40 Teilnehmer einer jetzt abgeschlossenen Studie ausprobieren. Das Ergebnis: die große Mehrheit nutzte ihr E-Fahrzeug wie ein normales und zwei Drittel empfanden das Elektromobil durchaus als flexibel und in seiner Reichweite ausreichend. Ob das allerdings ausreicht, um die generelle Akzeptanz der Elektroautos deutlich zu steigern, ist offen.

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Verhalten sich Fahrer von Elektroautos im Alltag anders als Nutzer von Benziner- oder Dieselfahrzeugen? Diese Frage wollen Arbeitspsychologen der TU Chemnitz beantworten. In der ersten Testphase bekamen 40 Probanden für sechs Monate „MINI E“-Fahrzeuge – auf Elektroantrieb umngerüsteten Minis – zur Verfügung gestellt und sollten sie im Berliner Stadtverkehr nutzen. Mit Befragungen und Messungen aus Datenloggern sowie Einträgen aus Lade- und Wegetagebüchern haben die Wissenschaftler und ihre Projektpartner objektiv messbare Werte wie Nutzungs- und Ladedauer gesammelt, aber auch subjektive Daten wie die Erwartungen der Nutzer. Jeden Fahrtweg, jede Ruhe- und Ladephase haben sie erfasst und ausgewertet.

Teilnehmer: männlich, reich, gebildet

Für die Teilnahme an der Studie bewarben sich mehrheitlich Männer mittleren Alters, die sehr gut ausgebildet sind und überdurchschnittlich gut verdienen. Diese Merkmale haben die Wissenschaftler bei der Auswahl der Probanden berücksichtigt: Die Gruppe bestand überwiegend aus Männern mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Die meisten von ihnen leben in einem Zweipersonenhaushalt und liegen bei Bildung und Verdienst über dem Durchschnitt.

Ziel: Erfahrungen sammeln

„Die meisten Bewerber wollten durch die Teilnahme an der Studie Erfahrungen mit einer neuen, nachhaltigen und sauberen Technologie sammeln, einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und unabhängiger von Erdöl werden“, erklärt Professor Josef Krems, Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie. Fast alle Teilnehmer gingen davon aus, dass der Elektromini ihre täglichen Mobilitätsbedürfnisse erfüllen könnte; die größte erwartete Einschränkung war die begrenzte Reichweite des Fahrzeuges. Bereits nach drei Monaten und damit der Hälfte der Testphase, zeichnete sich aber ab, dass mehr als 90 Prozent der Testpersonen die Reichweite von durchschnittlich 150 Kilometern ausreichend fanden.

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Subjektiv nicht eingeschränkt

Zwei Drittel der Nutzer fühlten sich mit dem Elektromini genauso flexibel wie mit einem herkömmlichen Fahrzeug. Lediglich 14 Prozent der geplanten Fahrten konnten die Studienteilnehmer nicht antreten. In 54 Prozent dieser Fälle war der vorhandene Stauraum zu gering, denn dieser wird von der 260 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie stark beansprucht. 28 Prozent der Fahrten, die

nicht durchgeführt werden konnten, scheiterten an der eingeschränkten Passagieranzahl, in14 Prozent der Fälle war die Reichweite des Fahrzeuges entscheidend und lediglich vier Prozent konnten nicht angetreten werden, weil die Batterie nicht ausreichend geladen war. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Fahrer des MINI E sich keineswegs eingeschränkt sondern ganz normal verhalten haben“, sagt Krems.

Leise und schadstoffarm

55 Prozent der Nutzer hatten anfangs Probleme aufgrund der fehlenden Geräuschkulisse befürchtet. In den Auswertungen berichteten dann aber 94 Prozent, dass solche Schwierigkeiten kaum auftraten. „Was den Schadstoffausstoß betrifft, wird der MINI E als umweltschonend wahrgenommen. Viele Fahrer beschrieben, dass sie durch die Nutzung des MINI E mehr Spaß beim Fahren hatten“, sagt Krems. „In der Zielgruppe – also bei der Großstadtbevölkerung mit Kleinwagen – ist die Nutzung eines MINI E mit der eines konventionellen Fahrzeuges vergleichbar“, folgert Krems aus den Zwischenergebnissen der Studie.

Im Februar 2010 läuft in Berlin die zweite Testphase an, an der nochmals 40 private Nutzer teilnehmen. Das Projekt der BMW Group und von Vattenfall Europe wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

(Pressemitteilung Technische Universität Chemnitz, 16.02.2010 – NPO)

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