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Biologie

Helgoland als Spielwiese für Meeresforscher

Neues Unterwasser-Experimentierfeld in der Nordsee

Helgoland aus der Vogelperspektive © Pegasus / GFDL

Vor Helgoland ist jetzt ein für die Nordsee bislang einmaliges Projekt gestartet worden: „MarGate“, ein neuartiges Unterwasser-Experimentierfeld. Wissenschaftler wollen dort in Zukunft mit modernster Technik meeresbiologische Daten erfassen, die dann online über das Internet zur Verfügung stehen.

So sollen klima- und anthropogen bedingte Veränderungen der Hydrographie und der Ökologie der Nordsee untersucht werden, um die Mechanismen von klimawandelbedingten Ökosystemveränderungen besser verstehen und modellieren zu können.

„Hot-Spot“ der Meeresforschung

„Aufgrund der einmaligen Lage der Insel Helgoland weit vor der deutschen Küste, in Mitten der stark vom Klimawandel betroffenen Nordsee, sehen wir Helgoland als strategischen ‚Hot-Spot‘ der Meeresforschung“, so Philipp Fischer, wissenschaftlicher Leiter des Tauchzentrums des Alfred-Wegener-Instituts und Fischökologe an der Biologischen Anstalt Helgoland. „Das Projekt gibt uns die Möglichkeit, Experimente nicht nur im Labor, sondern unter Wasser direkt in der Nordsee über längere Zeiträume durchzuführen – was bisher nur mit Hilfe von großen und teuren Forschungsschiffen möglich war“, meint der Wissenschaftstaucher.

Um die Forschungswünsche der Wissenschaftler erfüllen zu können, wird das Experimentalfeld „MarGate“ mit modernster Technik ausgerüstet. In Zusammenarbeit mit dem GKSS-Forschungszentrum Geesthacht wird es unter Wasser Hochgeschwindigkeits-Datenleitungsanschlüsse, so genannte „Datenknoten“ geben, an denen – wie im Labor – Messgeräte und Sonden angesteckt und per Internet über längere Zeit ferngesteuert werden können.

Diese Krebslarve wurde mit einer Unterwasser-Zooplankton-Kamera (LOKI) aufgezeichnet. © AG Hirche / Alfred-Wegener-Institut

Zooplankton-Kamera und noch viel mehr

So ist beispielsweise geplant, Kleinkrebse mit einer Zooplankton-Kamera automatisch im Lebensraum aufzuzeichnen und zeitgleich Informationen über Temperatur und Salzgehalt des Wassers und die Verteilung von Nährstoffen zu erhalten. Diese Kombination von kontinuierlichen Messungen eröffnet neue Möglichkeiten, die Stoffflüsse im Meer aufzuzeichnen und die Nahrungsnetze zu analysieren.

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Auch an die Stromversorgung ist gedacht: Unterwasser-Steckdosen sowie verschiedenste Möglichkeiten, wissenschaftliche Geräte auch bei Windstärke 12 unter Wasser sturmsicher zu verankern, sollen dort künftig erprobt und entwickelt werden.

Ein wissenschaftlicher Taucher nimmt unter Wasser eine Kratzprobe, um den Bewuchs auf Hartsubstraten zu untersuchen. © Matthias Wehkamp / Alfred-Wegener-Institut

Sechs Tonnen schwere Tetrapoden aus Beton

„Wir sehen MarGate nur als den ersten Schritt einer notwendigen Entwicklung, die Erforschung der Meere auch dorthin zu bringen, wo sich das Leben im Meer abspielt, nämlich unter Wasser“, meint Fischer.

Um so ein Projekt nicht nur wissenschaftlich sondern auch praktisch umzusetzen, müssen nun jedoch zunächst die Grundstrukturen installiert werden: Jeweils sechs Tonnen schwere Tetrapoden aus Beton werden in bis zu zehn Meter Wassertiefe ausgebracht. Dies läuft in guter Zusammenarbeit mit Baufirmen und Ingenieuren, die in der Lage sind, die Strukturen herzustellen und unter Wasser zielgenau zu positionieren.

Projekt MarGate

MarGate ist Teil der vom GKSS-Forschungszentrum Geesthacht koordinierten und innerhalb des Forschungsbereiches „Erde und Umwelt“ der Helmholtz-Gemeinschaft finanzierten Meeresforschungsinfrastruktur COSYNA. Neben dem Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung beteiligen sich daran mehrere küstennahe Forschungszentren und Universitäten Deutschlands. Damit wird eine moderne Infrastruktur geschaffen, die multi- und interdisziplinäres Arbeiten im Küstenbereich ermöglicht.

(idw – Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 10.02.2010 – DLO)

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