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Ökologie

Insekt setzt Kaffee-Schädling matt

Natürlicher Feind des Kaffeekirschenkäfers entdeckt

Kaffekirschen © Marcelo Corrêa / GFDL

Gute Nachrichten für die Kaffee-Liebhaber und -Erzeuger: Wissenschaftler haben in Afrika einen natürlichen Feind des gefürchteten Kaffee-Schädlings, des Kaffeekirschenkäfers, entdeckt. Bei Untersuchungen in Westkenia identifizierten sie ein bisher unbekanntes räuberisches Insekt, das sich von dessen Eiern und Larven ernährt.

Diese Entdeckung könnte weitreichende Folgen für die weltweite Bekämpfung des Kaffeekirschenkäfers haben. Die im Springer-Fachjournal „Naturwissenschaften – The Science of Nature“ erschienene Studie belegt jetzt erstmals quantitativ, dass der Schädling gefressen wird. Frühere Untersuchungen basierten ausschließlich auf Beobachtungen.

Wichtigster Kaffee-Schädling

Der Kaffeekirschenkäfer – ein Bohrkäfer mit dem Namen Hypothenemus hampei – ist der am weitesten verbreitete Kaffee-Schädling in den Kaffee produzierenden Ländern. Die jährlichen Verluste im Kaffeeanbau werden auf 500 Millionen US-Dollar geschätzt. Dies hat Auswirkungen auf die Einkommenssituation von mehr als 20 Millionen ländlichen Haushalten in den Tropen.

Der weibliche Kaffeekirschenkäfer bohrt kleine Gänge in die Kaffeekirsche und legt dort seine Eier ab. Die Larven ernähren sich dann von der Frucht. Da der überwiegende Teil des Lebenszyklus des Schädlings innerhalb der Kirschen stattfindet, ist er schwer zu bekämpfen – insbesondere in Ländern, die stolz auf ihre organische Kaffeeproduktion sind.

Eier und Larven als Nahrung

Während Routineuntersuchungen von Kaffeekirschen in Westkenia beobachteten die Wissenschaftler um Juliana Jaramillo vom International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) und Eric Chapman von der University of Kentucky nun zum ersten Mal Karnyothrips flavipes, ein kleines Insekt der Gattung Thysanoptera, das sich von den Eiern des Kaffeekirschenkäfers ernährt. Weitere Untersuchungen im Labor zeigten, dass die ausgewachsenen Tiere auch Larven des H. hampei fressen.

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Jaramillo fand zudem heraus, dass der natürliche Feind über das kleine Loch, das der H. hampei bohrt, ins Innere der Kaffeekirsche gelangt und ebenfalls seine Eier in der Kirsche abgelegt. Die frisch geschlüpften Jungtiere entwickeln sich dann in der Kirsche weiter.

Darminhalt der Räuber analysiert

Die Forscher verwendeten in ihrer Studie molekulare Techniken, um kleine DNA-Mengen des Beutetiers in den Verdauungsapparaten der Räuber nachzuweisen, wobei sie den Darminhalt der Räuber analysierten. Im Zeitraum Januar bis September 2008 wurden fast 18.000 durch den H. hampei befallene Kaffeekirschen von 100 bis 150 Bäumen im Kisii-Gebiet in Westkenia gesammelt. Insgesamt schlüpften aus den befallenen Kaffeekirschen mehr als 3.000 K. flavipes und die Schädlings-DNA wurde bei DNA-Analysen in 8,3 Prozent der Räuber nachgewiesen.

Molekulare Untersuchungen des Inhalts des Verdauungsapparats bestätigen anschließend diese Ergebnisse. Somit konnten die Forscher zum ersten Mal nachweisen, dass der Kaffeekirschenkäfer in Afrika einen natürlichen Feind hat. Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass der K. flavipes das Potenzial besitzt, die H. hampei-Populationen in anderen Kaffeeanbaugebieten wesentlich zu beeinflussen. Die Bekämpfung dieses Schädlings könnte dabei helfen, die Kaffeeernte und den Marktpreis zu stabilisieren.

Ganzheitliche Schädlingsbekämpfung

Das Fazit der Forscher: „Unsere Ergebnisse liefern Kaffeezüchtern und Wissenschaftlern neue Erkenntnisse über eine biologische Form der Schädlingsbekämpfung, die in betroffenen Kaffeeanbaugebieten eingesetzt und ausgeweitet werden könnte. Dieser Feind des Schädlings H. hampei könnte einen wesentlichen Beitrag zur ganzheitlichen Schädlingsbekämpfung leisten.“

(Springer/Naturwissenschaften – The Science of Nature, 26.01.2010 – DLO)

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