Ein stabiles Klima ist die Grundlage für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Einführung neuer Nutzpflanzen. Große Veränderungen beim Anbau hingegen können nicht auf einen Klimawandel zurückgeführt werden – zumindest im Nahen Osten. Dies berichtet jetzt ein israelisches Forscherteam online im Springer-Fachjournal „Vegetation History and Archaeobotany“.
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Verfechter, die behaupten, klimatische Veränderungen seien die Ursache für den wirtschaftlich-kulturellen Wandel – bekannt im Vorderen Orient als neolithische oder landwirtschaftliche Revolution um 8.500 v. Chr. – schreiben Umweltfaktoren eine bedeutende Rolle zu. Diese führen dann laut der Theorie dazu, dass sich auch neue landwirtschaftliche Bewirtschaftungsweisen durchsetzen.
Anbaumethoden untersucht
Shahal Abbo von der Levi Eshkol School of Agriculture an der Hebräischen Universität von Jerusalem und sein Team untersuchten nun die traditionellen landwirtschaftlichen Anbaumethoden, die in Nahost bis zum frühen zwanzigsten Jahrhundert vorherrschten. So konnten sie Erkenntnisse über die agronomischen Grundlagen der frühen nahöstlichen Landwirtschaft sammeln und Einblicke zur möglichen Rolle klimatischer Einflüsse als Auslöser für die landwirtschaftliche Revolution gewinnen.
Abbo und seine Kollegen erläutern in ihrer neuen Studie, warum der Klimawandel wahrscheinlich nicht die Ursache für die Domestizierung von Pflanzen in Nahost ist. Dabei führen sie evolutionäre, ökologische, genetische und agronomische Gründe an.
Stabiles Klima Voraussetzung für nachhaltige Landwirtschaft
Viele Nutzpflanzen in Nahost wurden nach Angaben der Wissenschaftler deshalb für den Anbau ausgewählt, weil sie sich für die Niederschlagsverhältnisse im östlichen Mittelmeerraum eigneten. In Jahren mit viel Regen werden so viele Überschüsse erzeugt, dass landwirtschaftliche Gemeinschaften auch während einer Dürreperiode versorgt sind.
Ihre detaillierte Analyse zeigt beispielsweise, dass die klimatischen Veränderungen nicht die Ursache dafür sind, dass im Nahen Osten Getreide angebaut wurde. Vielmehr fanden sie heraus, dass nur ein stabiles Klima die Voraussetzungen für eine nachhaltige Landwirtschaft schaffen konnte. Ein Klimawandel stellt daher keine stabile Ausgangslage dar und kommt somit als Ursache nicht in Betracht, so die Wissenschaftler.
Langsamer Klimawandel führt nicht zu revolutionären kulturellen Änderungen
Die Forscher kommen zu dem Schluss: „Wir sind der Meinung, dass nicht der Klimawandel Ausgangspunkt für die nahöstliche Landwirtschaft ist. Wir sind davon überzeugt, dass ein langsamer, aber tatsächlich stattfindender Klimawandel wahrscheinlich keine revolutionären kulturellen Änderungen herbeiführen kann.“
(Springer / Vegetation History and Archaeobotany, 13.01.2010 – DLO)