Anzeige
Zoologie

Partnerwahl: Zebrafinken wollen kein Vater-Double

Vererbung und sexuelle Prägung nicht verantwortlich für Partner-Präferenzen

Turtelnde Zebrafinken © Axel Griesch

Max-Planck-Wissenschaftler haben an Zebrafinken untersucht, welchen Einfluss für die Partnerwahl die genetische Vererbung im Vergleich zu sexueller Prägung hat. Wie Zebrafinkenweibchen ihren Partner wählen, ist laut den Forschern zum Teil genetisch vererbt. Welches Männchen sie bevorzugen, wird jedoch weder von den Genen, noch den Erfahrungen in der frühen Lebensphase bestimmt, berichtet die Fachzeitschrift „Evolution“. Es muss demnach andere Ursachen dafür geben.

Wie fast überall im Tierreich, sind es auch bei den Zebrafinken die Weibchen, die den Paarungspartner wählen. Dabei hat jedes Weibchen seine individuellen Vorlieben – nicht anders als bei uns Menschen. Diese Vorlieben für einen Partner können genetisch vererbt sein oder durch sexuelle Prägung entstehen, indem Weibchen beispielsweise solche Männchen bevorzugen, die dem Vater ähnlich sind.

Ausgeklügeltes experimentelles Design

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun erstmals umfassend die relative Bedeutung dieser beiden Faktoren untersucht. Um den Einfluss von genetisch bedingter Präferenz und den Erfahrungen in der frühen Lebensphase der Tiere zu trennen, überlegten sich die Forscher ein ausgeklügeltes experimentelles Design: Mehr als 350 Zebrafinken-Kücken einer Generation wurden mit nicht-verwandten Stiefgeschwistern von nicht-verwandten Stiefeltern aufgezogen.

Partnerwahl und Partnerpräferenzen im Visier

So konnten die Forscher anschließend Partnerwahl und Partnerpräferenz von genetischen Schwestern und gemeinsam aufgezogenen Stiefschwestern vergleichen. Als die Zebrafinken geschlechtsreif waren, konnten die Weibchen in einer ganzen Serie von Versuchen jeweils zwischen zwei nicht-verwandten Männchen wählen.

Die Max-Planck-Forscher fanden heraus, dass das Wahlverhalten der Zebrafinken genetisch variiert: Genetische Schwestern wählten ihre Partner auf ähnliche Art und Weise hinsichtlich ihres Aktivitätsmusters, der Verweildauer bei den Männchen und der Zahl der Wechsel zwischen den verschiedenen Männchen. Bei den eigentlichen Präferenzen, also der Frage welche Männchen letztlich bevorzugt werden, waren jedoch keine genetischen oder Prägungseffekte festzustellen.

Anzeige

Weder die genetischen noch die gemeinsam aufgezogenen Schwestern zeigten nach Angaben der Forscher größere Übereinstimmung in den Partner-Präferenzen als Weibchen, die unverwandt und getrennt voneinander aufgezogen worden waren.

Genetische Verwandtschaft und sexuelle Prägung überschätzt

„Beide Mechanismen wurden bislang in ihrer Bedeutung für die Präferenz für einen Partner überschätzt“, sagt Wolfgang Forstmeier, einer der Autoren der Studie. Es muss also noch andere Ursachen für individuelle Partner-Präferenzen geben als genetische Verwandtschaft oder frühe sexuelle Prägung. Diese Ursachen gilt es nach Angaben der Wissenschaftler in Zukunft genauer zu erforschen.

(idw – Max-Planck-Institut für Ornithologie, 13.01.2010 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

NAchglühen von GRB 221009A

Rekord-Ausbruch überrascht Astronomen

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Warum Chinas Großstädte absinken

Landschaft unter dem Thwaites-Gletscher kartiert

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Die Macht der Gene - Schön wie Monroe, schlau wie Einstein von Markus Hengstschläger

Fantastisches Tierreich - Zwischen Legende und Wirklichkeit von John Downer

Tierisch! - Expedition an den Rand der Schöpfung von Dirk Steffens

Nomaden der Lüfte - Das Geheimnis der Zugvögel von Jaques Perrin

Wilde Intelligenz - Was Tiere wirklich denken von Marc D. Hauser

Der Affe und der Sushimeister - Das kulturelle Leben der Tiere von Frans de Waal

Top-Clicks der Woche