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Paläontologie

Landgang der Wirbeltiere früher als gedacht

Überraschender Fund von fossilen Fußabdrücken an ehemaligem Meeresstrand

Fußabdrücke © Piotr Szrek

Die ersten Wirbeltiere gingen 18 Millionen Jahre früher an Land als bisher vermutet. Das zeigen Fußabdrücke eines vierbeinigen Landtieres, das Wissenschaftler in Polen entdeckt haben. Die rund 395 Millionen Jahre alten Abdrücke in ehemaligem Meeressediment widerlegen auch die Theorie, dass die ersten Landgänger aus dem Süßwasser stammen, berichten die Forscher in „Nature“.

Seit mehr als 80 Jahren durchforsten Paläontologen den Planeten nach fossilen Knochen und Skeletten des frühesten Landwirbeltieres – dem gemeinsamen Vorfahren aller Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere und damit auch des Menschen. Bisherige Funde deuteten darauf hin, dass diese ersten Tetrapoden sich vor rund 380 Millionen Jahren aus Süßwasserfischen entwickelten, die in Kopf und Körper bereits erste Merkmale von Landbewohnern zeigten, aber trotzdem noch paarige Flossen besaßen.

Fossile Fußabdrücke im Steinbruch

Doch jetzt hat ein schwedisch-polnisches Forscherteam fossile Spuren entdeckt, die Überraschendes sowohl über den Zeitpunkt als auch über den Ort des ersten Wirbeltier-Landgangs enthüllen. Im Zachelmie-Steinbruch in den Bergen des südöstlichen Polen fanden die Wissenschaftler Fußabdrücke eines rund 2,50 Meter großen Wirbeltieres, das vor rund 395 Millionen Jahren die Gezeitenzone des Meeres bewohnte. Die gut datierbaren Abdrücke sind damit rund 18 Millionen Jahre älter als die bisher frühesten bekannten Knochenrelikte erster Tetrapoden.

Rekonstruktion des Landwirbeltieres © Per Ahlberg

„Das bedeutet, dass nicht nur Tetrapoden, sondern auch ihre Vorgänger, die Elpistostegiden, viel früher entstanden, als wir dachten“, erklärt Per Ahlberg von der schwedischen Uppsala Universität. Diese fischähnlichen Wirbeltiere waren möglicherweise nicht nur ein kurzlebiges Zwischenstadium, sondern müssen für mindestens zehn Millionen Jahre parallel zu ihren Nachfahren, den Tetrapoden, existiert haben, so die Forscher in ihrem „Nature“-Artikel.

Strandläufer statt Sumpfbewohner

Und noch eine Überraschung lieferten die Abdrücke: Denn bisher verorteten Paläontologen den Übergang vom Wasser auf das Land an schlammigen Süß- oder Brackwassertümpeln. Hier, so die Vermutung, förderten die entstehende Landvegetation und die frühen terrestrischen Ökosysteme den Übergang. Die neu entdeckten Fußspuren aber entstanden eindeutig am Ufer eines Meeres und damit am Salzwasser.

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„Diese Ergebnisse zwingen uns dazu, unser gesamtes Bild des Übergangs von Fischen zu Landbewohnern zu überdenken“, so Ahlberg. „Entgegen vorherigen Annahmen verließen unsere frühen Vorfahren das Wasser offenbar, um gestrandete Meeresorganismen zu fressen, die von der Ebbe am Strand zurückgelassen wurden.“

(Uppsala University, 11.01.2010 – NPO)

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