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Astronomie

Glitzernder See auf Saturnmond Titan

Reflexionen der Sonnenstrahlung an der Oberfläche von Kraken Mare entdeckt

Das Bild zeigt eine Spiegelung, die durch Reflektion des Sonnenlichts an einer glatten Oberfläche auf dem Saturnmond Titan entsteht. Die Oberfläche ist ein ausgedehntes Gewässer flüssiger Kohlenwasserstoffe. © NASA/JPL/University of Arizona/DLR

Die Hinweise verdichten sich immer mehr, dass es auf dem Saturnmond Titan Seen gibt, die mit flüssigen Kohlenwasserstoffen gefüllt sind. Wissenschaftler haben jetzt eine weitere wichtige Entdeckung gemacht. In den Aufnahmen der Planetensonde Cassini identifizierten sie in der Nähe des Nordpols Spiegelungen, die durch Reflexionen der Sonnenstrahlung an der Oberfläche eines großen Sees entstehen.

„Wir sind sicher, dass diese Reflexionen von einer Flüssigkeit in einem stehenden Gewässer herrühren“, erklären Katrin Stephan und Professor Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Wissenschaftler stellen ihre Beobachtung heute auf der Jahrestagung der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung (AGU) in San Francisco vor.

Der beobachtete See heißt Kraken Mare und ist nach einem Seeungeheuer der nordischen Sagen benannt. Mit einer Fläche von bis zu 400.000 Quadratkilometern ist dieses Gewässer größer als das Kaspische Meer, der größte See auf der Erde.

Reflexionen einer „spiegelglatten“ Flüssigkeit

Die Beobachtungen gelangen den Forschern mit dem Spektrometer VIMS – Visual and Infrared Mapping Spectrometer – während des 59. Titan-Vorbeifluges von Cassini am 8. Juli 2009. Nach der Aufbereitung der Daten erkannten die Wissenschaftler am Kraken Mare in der nördlichen Polarregion des Titan ein sehr helles, infrarotes „Glänzen“, ähnlich dem spiegelnden Glitzern von sichtbarem Sonnenlicht auf einer Wasseroberfläche.

„Wir denken, dass in der Natur nur die Oberfläche einer Flüssigkeit so glatt sein kann“, erklärt Stephan. „Eine Eisfläche – selbst wenn sie zu Beginn spiegelglatt ist – wird sehr schnell durch die Erosion, die schmirgelnde Wirkung kleiner Partikel und durch abgelagerte Bestandteile der Atmosphäre immer rauer“, ergänzt Jaumann.

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Das Bild wurde bei einer infraroten Wellenlänge von fünf Mikrometern gemacht. Die Raumsonde befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen in einer Entfernung von rund 200.000 Kilometern zum Titan.

Mit 5150 Kilometern Durchmesser ist Titan der zweitgrößte Mond des Sonnensystems und zugleich einer der wohl mysteriösesten. Viele Planeten sind von einer Atmosphäre umgeben. Titan dagegen ist im Sonnensystem der einzige Mond mit einer nennenswerten Gashülle. © NASA/JPL/University of Arizona

Der größte Trabant des Ringplaneten

Der Titan ist mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern der größte Trabant des Ringplaneten Saturn. Als einziger Mond im Sonnensystem ist er von einer dichten Atmosphäre umgeben, die keinen direkten Blick auf die Oberfläche gestattet.

Mit Spektrometern ist es jedoch möglich, in bestimmten Wellenlängen – so genannten „atmosphärischen Fenstern“ – Details der fast minus 180 Grad Celsius kalten Eisoberfläche zu erfassen. Wegen ihrer Stickstoffatmosphäre, die einige Ähnlichkeiten mit der frühen Lufthülle der Erde aufweist, ist der Titan eines der interessanten Objekte der Planetenforschung.

„Bei den analysierten VIMS-Daten handelt es sich um das Phänomen einer Spiegelung des Sonnenlichts an einer im Infraroten reflektierenden, glatten, flüssigen Oberfläche“, erklärt Stephan, die den „Glanz“ in den VIMS-Daten entdeckte. In diesen Wellenlängen des Spektrums erreicht ein nennenswerter Teil des Sonnenlichts direkt die Oberfläche von Titan ohne die störende Streuung an atmosphärischen Partikeln, wodurch Spiegelungen an der Oberfläche möglich werden.

Eher Flüssigkeit als Eis

Auch ein Vergleich der VIMS-Messungen mit Cassini-Radaraufnahmen von früheren Vorbeiflügen der Saturnsonde scheinen die Vermutung zu bestätigen, dass es sich bei der Erscheinung um eine Spiegelung an einer glatten Oberfläche nahe der südlichen Küstenlinie des Kraken Mare handelt, das in der nördlichen Hemisphäre bei 71 Grad Nord und 337 Grad westlicher Länge liegt.

Nur wenn die Sichtgeometrie in der Spiegelreflexion liegt, nimmt das Infrarotsignal bei fünf Mikrometern über einer glatten Fläche markant zu. Die Fläche, bei der dies der Fall ist, deckt sich mit Gebieten, die in den Radarmessungen sehr dunkel sind, was ebenfalls auf relativ glatte Regionen hindeutet. Jaumann interpretiert die Beobachtungen so: „Die neuen Messungen bestätigen einen stabilen Küstenverlauf des Kraken Mare in den vergangenen drei Jahren, da VIMS die Spiegelungen an den Stellen registrierte, die schon 2006 einen Hell-Dunkel-Grenzverlauf auf den Cassini-Radaraufnahmen zeigten. Ebenso deuten die gemessenen Spiegelungen darauf hin, dass das Kraken Mare-Becken vollständig mit einer Flüssigkeit gefüllt ist.“

Ein See aus flüssigem Ethan

Im bisherigen Missionsverlauf haben Cassini-VIMS-Wissenschaftler herausgefunden, dass flüssiges Ethan auf Titan einen See in der Nähe des Südpols füllt. Diese Substanzen sind selbst bei den tiefen Temperaturen auf Titan noch flüssig. Jaumann und sein DLR-Team konnten Spuren von Flussläufen nachweisen, die vermutlich durch Niederschläge gespeist werden. Dabei erodieren diese fließenden Gewässer tief eingeschnittene Täler aus der eisigen Landschaft. Die Vermutung lag nahe, dass die Kohlenwasserstoff-Ströme in Seen münden: Nahe dem Südpol des Titan haben die Wissenschaftler des VIMS-Teams 2008 einen See entdeckt, der mit flüssigem Ethan gefüllt ist.

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 18.12.2009 – DLO)

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