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Botanik

Koffeinfreie Kaffeepflanzen entdeckt

Alternative zu kostenintensiven Entkoffeinierungsverfahren

Coffea arabica © California Department of Food and Agriculture

Bei Züchtungsexperimenten haben brasilianische Forscher Kaffepflanzen entdeckt, die kein Koffein enthielten. Sie hoffen damit eine billige, schmackhafte Alternative zu künstlich entkoffeinierten Kaffee hervorzubringen.

Brasilianische Forscher züchteten 3.000 Äthiopische Kaffeepflanzen, um wenig koffeinhaltige Stämme zu produzieren. Dabei fanden sie Büsche, die alle von derselben Pflanze stammten, die offenbar koffeinfrei waren beziehungsweise 15 Mal weniger Belebungsmittel enthielten als die handelsüblichen Stämme.

Koffeinfreie Kaffeepflanzen sind den Forschern schon seit längerem bekannt. Sie wachsen frei in Madagaskar, bringen aber minderwertige Bohnen hervor, die sich nicht für die Kaffeeproduktion eignen. Die neuen brasilianischen Stauden jedoch gehören zu der Spezies Coffea arabica, der am meisten kultiviertenund konsumierten Sorte auf der Welt. „Zum ersten Mal hat jemand eine entkoffeinierte Version von Coffea arabica gefunden“, sagt Paulo Mazzafera von der Universität Campinas, der an dem Projekt beteiligt war. Die Forscher nehmen an, dass es jenen Pflanzen an einem Gen fehlt, dasein Enzym zur Koffein-Produktion entwickelt.

Koffeinfreier Kaffee boomt

Mehr als zehn Prozent des Kaffees wird weltweit koffeinfrei konsumiert wird. Gegenwärtig wird das Koffein vom Kaffe mittels kostenintensiver industrieller Prozesse entfernt. Organische Lösungsmittel und Kohlendioxid werden verwendet, um die Bohnen vom Koffein zu reinigen, aber sie lösen gleichzeitig Geschmackskomponenten ab. Eine alternative Methode, bei der nicht soviel Geschmack verloren geht, ist, das Koffein mit einem Karbonfilter auszusieben, aber das ist noch viel teurer. Mazzafera hofft, die Entdeckung hilft jenen Menschen, die Schwierigkeiten mit der Verträglichkeit von Koffein haben. Die chemische Substanz erhöht den Blutdruck, löst Herzklopfen aus und stört den Schlaf.

Noch wissen die Forscher nicht, ob ihre Pflanzen als Handelsgut Erfolg haben werden. Sie konnten noch keinen Kaffee von diesen Pflanzen testen, weil diese noch einige Jahre bis zur Reife brauchen. Außerdem wachsen ihre Büsche circa 30 Prozent langsamer als Standard-Arabica-Pflanzen. Das Team möchte sie aber mit koffeinreichen Verwandten kreuzen, um eine schnell wachsende, koffeinfreie Art zu produzieren. Aber selektive Züchtung dauert einige Jahre. Dagegen steht die genetisch veränderte Niedrigkoffein-Pflanze wenige Jahre vor ihrer Reife.

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„Der Weg der genetischen Veränderung könnte erfolgreich sein“, sagt der Pflanzenexperte Alan Crozier von der Biomedizinischen Universität Glasgow. „Es sollte möglich sein, eine Pflanze zu entwickeln, die komplett koffeinfrei ist.“ Natürlich gezüchtete Arten können Spurenanteile der Chemikalie enthalten. Aber Leute, die der Gentechnik kritisch gegenüber stehen, können auf den Ansatz der Brasilianer warten.

Die Wissenschaftler berichten über ihre Entdeckung in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

(Pressetext Europe, 25.06.2004 – DLO)

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