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Biotechnologie

Gentechnik in der Milch gefunden?

„Geheime“ Forschungsergebnisse sollen erstmals Verunreinigungen belegen

Greenpeace hat einen Untersuchungsbericht des Forschungszentrums für Milch und Lebensmittel in Weihenstephan/Bayern veröffentlicht, indem angeblich erstmals gentechnische Verunreinigungen in Milchproben nachgewiesen wurden.

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Danach fanden die Wissenschaftler in der Milch eines Landwirtes, der Gen-Soja und Gen-Mais verfütterte, Teile der Erbsubstanz dieser Pflanzen. Die Untersuchung wurde nach Angaben der Umweltschutzorganisation drei Jahre unter Verschluss gehalten. Greenpeace fordert nun weitere Studien und eine Kennzeichnung von tierischen Produkten, die mit Gen-Futter hergestellt wurden.

„Die Wissenschaftler haben anscheinend Angst vor den eigenen Ergebnissen. Was die Forschung bisher für unmöglich hielt, muss nun anders bewertet werden“, sagt Henning Strodthoff, Gentechnikexperte von Greenpeace. Bisher wurde angenommen, dass Gen-Pflanzen bei der Verdauung abgebaut werden und nicht in Fleisch oder Milch gelangen. Nach der EU-Verordnung für gentechnisch veränderte Lebensmittel besteht keine Kennzeichnungspflicht für tierische Produkte. „Die Lücke in der Kennzeichnungsverordnung muss auf jeden Fall geschlossen werden“, fordert Strodthoff.

Wie kommen die Gen-Abschnitte in die Milch?

In den analysierten Milchproben des Landwirtes konnte die Erbsubstanz von gentechnisch verändertem Roundup Ready Soja und genmanipulierten bt176 Mais nachgewiesen werden. Zudem zeigt der Untersuchungsbericht mehrere Möglichkeiten auf, wie die Gen-Abschnitte in die Milch gelangt sein könnten: über das Gen-Futter, das die Tiere bekommen haben oder den Staub des Futters, wenn die Luft damit belastet war. Bisher wurden keine weiteren Untersuchungen durchgeführt, um den genauen Weg der Gene in die Milch zu klären.

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Der Untersuchungsbericht stützt auch die Kampagne von Greenpeace gegen den Branchenführer Müllermilch, der Milch von Kühen verarbeitet, die Gen-Futter erhalten haben. Greenpeace fordert den Konzern seit April öffentlich auf, dafür zu sorgen, dass nur Tierfutter ohne Gen-Pflanzen eingesetzt wird. Die Firma verweigert dazu bisher jede Zusage und will eine Unterlassungsklage gegen Greenpeace durch das Kölner Landgericht erreichen. Am Mittwoch wird das Gericht über die Klage entscheiden. Greenpeace unterstützt Verbraucher, die eine Verfütterung von Gen-Pflanzen ablehnen und fordert diesen Qualitätsstandard auch von Müllermilch. Dazu sagt Gentechnik-Expertin Ulrike Brendel: „Wir lassen uns von Müller nicht den Mund verbieten.“

MIV: „Gen-Milch“ existiert nicht

Der Milchindustrie-Verband (MIV) wies die von Greenpeace erhobenen Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme zurück. Die von Greenpeace bezeichneten

Einzeluntersuchungen werden laut MIV von Wissenschaftlern abgelehnt. Die

Milchproben waren nach Angaben des Verbandes unkontrollierte, privat gezogene Proben und nicht Bestandteil einer wissenschaftlichen Studie.

Anschließende wissenschaftlich kontrollierte Untersuchungen ergaben keinerlei Hinweise auf den Übergang transgener DNA aus Bt-Mais in Milch. Dies bestätigen Prof. Meyer (Forschungszentrum TU München) und Prof. Einspanier (Freie Universität Berlin). Sie weisen auf folgendes hin: „In kontrollierten Studien wurden nach Verfütterung von gentechnisch veränderten Futtermitteln weder in Geweben der Kuh noch in Milch Spuren der transgenen Bt-DNA nachgewiesen.“

Laut MIV ist es wissenschaftlich national und international auf Basis kontrollierter Studien unbestritten, dass sich die gewonnene Milch nach Verfütterung von transgenen Futtermittelkomponenten nicht von Milch unterscheidet, die nach Verfütterung von unveränderten Komponenten gewonnen wurde. Damit bleibt es bei der wissenschaftlichen Feststellung, dass GVO aus Futtermitteln nicht in die Milch übergehen und damit die von Greenpeace behauptete „Gen-Milch“ nicht existiert.

(Greenpeace, Milchindustrie-Verband, 22.06.2004 – DLO)

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