Weibliche Grillen können noch nach der Paarung gezielt beeinflussen, welcher ihrer Partner der Vater ihrer Nachkommen wird. Britische Forscher haben herausgefunden, dass die Weibchen die Menge an Spermien steuern, die sie von jedem Partner speichern und damit zur Befruchtung nutzen. Auf diese Weise können sie den potenziell besten Vater selbst bestimmen, wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Molecular Ecology“ berichten.“
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Weibliche Grillen paaren sich mit verschiedenen Männchen, darunter selbst ihren nächsten Verwandten. Normalerweise erhöht gerade letzteres das Risiko, Nachkommen mit genetischen Defekten zu bekommen. Daher haben sich im Tierreich verschiedene Strategien entwickelt, um dies zu verhindern, meist indem Artgenossen, die mit einem aufgewachsen sind, nicht als potenzielle Partner empfunden werden. Bei den Grillen scheint es dies nicht zu geben. Doch trotz ihres „wahllosen“ Paarens bekommen die Grillenweibchen mehr Nachkommen von Nicht-Verwandten. Aber wie?
Mehr Spermien von nicht-verwandten Männchen
Ein Forscherteam von der Universität von Exeter hat dies an im Labor gezogenen Steppengrillenweibchen (Gryllus assimilis) untersucht. Die Tiere konnten sich zunächst mit beliebig vielen verwandten und nicht-verwandten Männchen paaren. Mithilfe von DNA-Analysen stellten die Wissenschaftler dann fest, wie viel Spermien von jedem Männchen die Weibchen in ihren Samentaschen trugen. Dabei zeigte sich, dass der Spermiengehalt der nicht-verwandten Männchen deutlich höher lag.
Als die Nachkommen der Grillen schlüpften, ergaben DNA-Tests, dass auch diese mit größerer Wahrscheinlichkeit von einem nicht-verwandten Vater stammten als umgekehrt – und dies unabhängig davon, in welcher Reihenfolge die Paarungen erfolgt waren. Für die Wissenschaftler war damit klar, dass hier eine nachträgliche Regulation seitens des Weibchens vorliegen musste. Denn die Männchen können nicht beeinflussen, wieviel Spermien sie abgeben.
Weibchen haben die Kontrolle
Nach Ansicht der Forscher nutzt das Weibchen vermutlich ihre Hinterleibsmuskeln, um schon während der Paarung zu steuern, wie viele Spermien des Männchens in ihre Vorratstasche gelangen. „Unsere Studie zeigt, dass weibliche Insekten selbst nach der Paarung kontrollieren können, wer der Vater ihrer Nachkommen wird“, erklärt Amanda Bretman, Hauptautorin der Studie. „Wir haben gerade erst begonnen die Gründe für die verschiedenen Paarungsstrategien in der Insektenwelt zu verstehen und dies nicht zuletzt dank neuer Technologien.“
Obwohl die Studie an Steppengrillen durchgeführt wurde, halten es die Forscher für wahrscheinlich, dass sie auch für andere Insektenarten und möglicherweise sogar für andere Tiergruppen relevant sein könnte. So ist beispielsweise auch von Hühnern bekannt, dass sie mehr Spermien von dominanten Hähnen speichern.
(University of Exeter, 09.09.2009 – NPO)