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Medizin

Nächtlicher Gang zum Kühlschrank macht tatsächlich dick

Essen gegen den Biorhythmus fördert die Gewichtszunahme

Zusammenhang zwischen Übergewicht und Essenszeiten entdeckt © SXC

Jetzt ist es amtlich: Unregelmäßiges und nächtliches Essen macht dick. In Versuchen an Mäusen haben Wissenschaftler erstmals belegt, dass nicht nur die Menge der aufgenommenen Kalorien, sondern auch der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme eine entscheidende Rolle für Übergewicht spielt. Wer gegen den von der Inneren Uhr vorgegebenen Biorhythmus isst, wird schneller dick.

Mehr als 300 Millionen Erwachsene weltweit sind übergewichtig – Tendenz steigend. Vor allem in den Industrieländern sorgen Überfluss und sitzende Lebensweise für hartnäckige „Pfunde zuviel“. Das einmal angesammelte Übergewicht wieder loszuwerden, ist alles andere als einfach. Entsprechend eifrig suchen auch Wissenschaftler nach den Faktoren, die unser Gewicht beeinflussen. Unter Verdacht steht dabei auch unsere Innere Uhr, die nicht nur Schlaf- und Wachzyklen steuert, sondern möglicherweise auch unseren Energiehaushalt.

Mehr als nur Kalorienmenge

„Wie oder warum ein Mensch zunimmt ist sehr kompliziert und ganz klar ist es mehr als nur Kalorien rein und Kalorien raus“, erklärt Fred Turek, Professor für Neurobiologie und Physiologie an der Northwestern University. „Unserer Ansicht nach stehen zumindest einige Faktoren unter zirkadianer Kontrolle.“ Lange schon gibt es die Vermutung, dass unregelmäßiges oder sehr spätes Essen das Zunehmen fördert. Beweisen ließ sich das aber bisher nicht.

Jetzt haben die Forscher der Northwestern Universität diese Frage erneut untersucht und hier erstmals deutliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Essenszeiten entdeckt. Ausgangspunkt ihrer Experimente war die Beobachtung, dass Schichtarbeiter besonders häufig unter Gewichtsproblemen leiden. „Ihre Dienstpläne zwingen sie dazu zu Zeiten zu essen, die den natürlichen Rhythmen ihres Körpers widersprechen“, erklärt Deanna M. Arble, Hauptautorin der in der Fachzeitschrift „Obesity“ veröffentlichten Studie.

„Nachtesser“ und „Tagesser“ verglichen

In ihren Experimenten ließen die Wissenschaftler zwei Gruppen von Mäusen über einen Zeitraum von sechs Wochen so viel hochkalorische, fettreiche Nahrung zu sich nehmen wie sie wollten. Der einzige Unterschied: Eine Gruppe erhielt nur Zugang zu Futter während ihrer normalen Wachphasen, die andere aber dann, wenn sie normalerweise ihre Schlafphasen hatte.

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Doppelte Gewichtszunahme

Am Ende der Versuchszeit hatten die Mäuse, die nur während ihrer eigentlichen Schlafphase gefüttert wurden, 48 Prozent an Gewicht zugelegt. Diejenigen, die zu normalen Wachzeiten fraßen dagegen nur 20 Prozent. Beide Gruppen unterschieden sich dagegen nicht in der Menge der Kalorien, die sie aufgenommen hatten oder in der Bewegungsintensität.

Offenbar genügte allein der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, um einen Unterschied von 28 Prozent in der Gewichtszunahme zu bewirken. Noch sind die molekularen Mechanismen nicht geklärt, die das Essen zur „falschen Zeit“ so nachhaltig machen. Die Wissenschaftler sehen jedoch die wichtige Rolle der Inneren Uhr und des natürlichen Biorhythmus bei Übergewicht als bestätigt an. Im nächsten Schritt sind jetzt die Untersuchungen zum Mechanismus geplant.

(Northwestern University, 08.09.2009 – NPO)

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