Die weltweiten Folgen aus der Erwärmung der Arktis sind um ein Vielfaches dramatischer als bisher prognostiziert. Dies ist das Ergebnis eines neuen Reports, den die Umweltstiftung WWF gestern in Berlin und Genf vorgestellt hat.
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Laut der Studie „Arktische Rückkopplungen: Auswirkungen auf das globale Klima“ könnte die Erwärmung in der Arktis ein Viertel der Weltbevölkerung durch Überflutungen bedrohen, einen gewaltigen Anstieg der Treibhausgasemissionen aus Kohlenstoffspeichern und weltweit extreme Wetteränderungen hervorrufen.
1.000 handgefertigte Eisfiguren als Symbol
Mit 1.000 handgefertigten Eisfiguren setzte der WWF Deutschland anlässlich der Veröffentlichung der neuen Studie auf dem Gendarmenmarkt in Berlin ein Zeichen gegen die Bedrohung durch den Klimawandel für Mensch und Natur.
„Der Report verdeutlicht die Herausforderungen vor denen wir stehen“, erklärt Regine Günther, Leiterin Klimapolitik des WWF Deutschland. „Wenn sich die Arktis erwärmt, hat das nicht nur regionale Folgen, sondern Konsequenzen für die die gesamte Erde. Die Industrieländer müssen ihre Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, bis 2050 um fast 100 Prozent.“
Report fasst aktuellen Stand der Forschung zusammen
Der WWF Report fasst die Bewertungen der bedeutendsten Klima-Wissenschaftler und Experten zum aktuellen Stand der Forschung über die arktische Erwärmung zusammen. Danach werden die Veränderungen in der Arktis den Klimawandel dramatischer verstärken als in bisherigen wissenschaftlichen Prognosen angenommen – die Ergebnisse des IPCC von 2007 mit eingeschlossen.
Der rapide Rückgang des Eises wird auch Temperatur und Niederschläge in Europa und Nord-Amerika beeinflussen und neben der Land- und Forstwirtschaft auch die Wasserversorgung betreffen, so der WWF. In den gefrorenen Böden und Feuchtgebieten der Arktis ist doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie in der Atmosphäre enthalten ist.
Auftauende Böden und steigende Meeresspiegel
In dem Maße in dem die Erwärmung in der Arktis voranschreitet, werden auch die Böden auftauen und in signifikant steigendem Maße Kohlenstoff in Form von CO2 und Methan an die Atmosphäre abgeben. Methan ist als Treibhausgas etwa 25 Mal so wirksam wie Kohlendioxid. Der weltweite Meeresspiegel wird nach den Ergebnissen des WWF Berichtes mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mehr als einen Meter bis 2100 ansteigen. Die damit verbundenen Überflutungen von Küstenregionen würden mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung bedrohen.
„Der Klimaschutz muss wieder mehr in den Vordergrund treten – auch bei den deutschen Parteien. Bisher wird das Thema viel zu wenig aufgegriffen, obwohl es uns alle existenziell bedroht“, erklärte WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes.
(WWF, 03.09.2009 – DLO)