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Raumfahrt

Forscher kämpfen gegen Weltraumschrott

Kombination aus Messungen und Computermodell hilft bei Risikobewertung

Weltraumschrott © NASA

Weltraummüll kann in der Raumfahrt verheerende Schäden anrichten und sogar Menschenleben gefährden. Der Braunschweiger Wissenschaftler Holger Krag hat ein Verfahren entwickelt, um die Position der Trümmer im Orbit zu berechnen.

Im Laufe der Raumfahrtaktivitäten der vergangenen 40 Jahre hat sich eine beträchtliche Zahl künstlicher Objekte im erdnahen Weltraum angesammelt. Der so genannte Weltraummüll besteht zum Beispiel aus Explosionstrümmern von Raketen, ausgedienten Nutzlasten von unterschiedlichsten Missionen oder Treibstoffpartikeln. So klein diese Objekte auch sein können – durch die teils sehr hohen Geschwindigkeiten, mit denen sie auf Raumschiffe oder Satelliten zurasen können, sind sie in der Lage, verheerende Schäden anzurichten und sogar das Leben von Astronauten zu gefährden.

Bei der Planung von Raumfahrtmissionen müssen die Experten daher das jeweilige Risiko durch Weltraummüll möglichst gut berechnen können. Sie verlassen sich dabei zum einen auf Messdaten von Radarsystemen und Teleskopen, die allerdings bisher nur ein eingeschränktes Blickfeld erfassen. Zum anderen beziehen sie Computermodelle ein, die die Verteilung der Objekte simulieren – was bisher jedoch nur im Einzelfall überprüft werden konnte.

Dem Braunschweiger Wissenschaftler Dr. Holger Krag ist es in seiner Dissertation gelungen, beide Verfahren in Einklang zu bringen. Damit hat er eine bislang nicht gekannte Präzision erreicht und zur Sicherheit der Raumfahrt beigetragen. So konnten mehrere bislang unbeobachtete Explosionen von Raumobjekten nachgewiesen werden. Den dadurch verursachten Weltraummüll hatten die Experten bis dorthin unterschätzt. Die von Krag entwickelte Software wird inzwischen von Weltraumagenturen, Institutionen und Firmen angewendet, um Teleskope und Messverfahren zu verbessern und um künftige Missionen zu planen.

„Holger Krag ist schon jetzt ein gefragter Experte im Bereich Weltraummüll?, so Prof. Peter Vörsmann vom Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme der TU Braunschweig. Krag war an verschiedenen Studien und Projekten des DLR und der ESA beteiligt und vertrat die Bundesrepublik Deutschland als Delegierter beim IADC (Inter-Agency Debris Coordination Committee), wo die Raumfahrtagenturen Lösungen zum Weltraummüll abstimmen. Seit einem Jahr ist er als Systemingenieur in der Luft- und Raumfahrtindustrie beschäftigt, wo er an der Entwicklung des europäischen Satelliten-Navigationssystems „Galileo? beteiligt ist.

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Dr.-Ing. Holger Krag erhält am Donnerstag, 17. Juni 2004 den mit 4.000 Euro dotierten Heinrich-Büssing-Preis der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften an der Carolo-Wilhelmina für seine Dissertation: „A Method for the Validation of Space Debris Models and for the Analysis and Planning of Radar and Optical Surveys“.

(TU Braunschweig, 18.06.2004 – NPO)

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