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Biotechnologie

Nie wieder Gen-Food?

Neues Logo „Ohne Gentechnik“ soll mehr Transparenz beim Einkauf bringen

Bundesministerin Aigner bei der Präsentation der "Ohne Gentechnik"-Kennzeichnung. © BMELV

Ein neues Logo soll ab jetzt Kunden den Kauf gentechnikfreier Lebensmittel erleichtern und die Wahlfreiheit stärken. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner stellte das Kennzeichen „Ohne Gentechnik“ gestern in München vor. Tragen dürfen den Schriftzug nur Produkte, die gänzlich ohne Zutaten oder Futterstoffe aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt sind.

Mit der Einführung dieses einheitlichen Logos wird dem dringenden Wunsch der Verbraucherverbände und der interessierten Lebensmittelwirtschaft entsprochen. Zwar besteht bereits seit Anfang 2008 die Möglichkeit, gentechnikfreie Lebensmittel mit der Angabe „ohne Gentechnik“ zu kennzeichnen. Allerdings wurde in der Praxis diese Kennzeichnung bislang nur zurückhaltend verwendet.

Wahlfreiheit gestärkt

Nach den Vorgaben des europäischen Lebensmittelkennzeichnungsrechts ist es nicht möglich, eine verbindliche Kennzeichnung für tierische Produkte wie Milch, Eier oder Fleisch einzuführen, die von Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden. Darüber hinaus können in Lebensmitteln Spuren von gentechnisch veränderten Bestandteilen enthalten sein, ohne dass diese gekennzeichnet sein müssen. Das neue Label macht es nun möglich, diese Lücken zu schließen. Es gibt die Sicherheit, dass in den so gekennzeichneten Lebensmitteln keine gentechnisch veränderten Bestandteile, auch nicht in Spuren, vorhanden sind.

Das neue Logo wird den Herstellern, die ihre Produkte als „Ohne Gentechnik“ kennzeichnen wollen, zur unentgeltlichen Nutzung angeboten. Damit wird die Verwendung für die interessierte Lebensmittelwirtschaft erleichtert. Gleichzeitig wird die Erkennbarkeit solcher Produkte für die Verbraucher einfacher gemacht.

„Durch die Einführung eines einheitlichen Logos wird die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher gestärkt und ich wünsche mir, dass von der Kennzeichnungsmöglichkeit rege Gebrauch gemacht wird“, unterstrich Aigner.

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„Ohne-Gentechnik“-Logo nur erster Schritt?

Eher zurückhaltend reagierten einige Verbraucherschutzorganisationen auf die Vorstellung des neuen Siegels. „Das Ohne-Gentechnik-Siegel ist ein großer Schritt für Frau Aigner, aber ein kleiner Schritt für den Verbraucher. Weiterhin klafft eine große Kennzeichnungslücke: Wenn Tiere gentechnisch veränderte Futterpflanzen in ihrem Trog hatten, muss dies auf Fleisch, Milch oder Eiern nicht genannt werden. Wenn Verbraucher diese Produkte kaufen, werden sie gegen ihren Willen zu Unterstützern von Gentechnik auf dem Acker“, erklärte beispielsweise der Geschäftsführer von foodwatch, Thilo Bode.

„Die Bundesregierung muss sich in Europa für die Einführung einer verpflichtenden ‚Mit-Gentechnik-Kennzeichnung‘ auch bei Tierprodukten einsetzen, wenn diese unter Einsatz transgener Futtermittel hergestellt wurden. Dass freiwillige Lösungen nicht ausreichen zeigt die Tatsache, dass bisher kaum ein Lebensmittelhersteller ‚ohne Gentechnik‘ auf seine Produkte drauf schreibt. Das freiwillige Ohne-Gentechnik-Siegel kann nur ein erster Schritt sein.“

BUND: Handel muss Blockade gegen Siegel aufgeben

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßte dagegen in einer ersten Stellungnahme das „ohne Gentechnik“- Siegel, forderte aber eine Informationskampagne des Ministeriums, um es bekannter zu machen.

Das einheitliche Siegel steigere die Wiedererkennbarkeit bei den Verbrauchern und erhöhe den Druck auf Hersteller und Händler, die seit Mai 2008 mögliche Kennzeichnung endlich umfassend einzusetzen. „Die großen Lebensmittelhändler Edeka, Lidl, Rewe und Aldi müssen ihre Blockade gegen die ‚ohne Gentechnik‘-Kennzeichnung endlich aufgeben. Sonst handeln sie gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der Verbraucher, die keine Gentechnik auf ihren Tellern will. Nur wenn ‚ohne Gentechnik‘ draufsteht, können Verbraucher sicher sein, dass Milch, Fleisch und Eier ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen hergestellt wurden.“

Grund für die Verweigerungshaltung ist nach Ansicht des BUND die Angst der Händler vor Nachfragen ihrer Kunden, wenn auf einem Produkt „ohne Gentechnik“ draufstehe und auf einem vergleichbaren nicht. Deshalb werde das Siegel selbst bei zertifiziert gentechnikfreien Produkten nicht eingesetzt.

Produkte ohne Kennzeichnung Ladenhüter?

Heike Moldenhauer, BUND-Gentechnikexpertin: „Händler und Hersteller befürchten zu Recht, dass Produkte ohne Kennzeichnung zu Ladenhütern werden. Deshalb muss die Branche umdenken und sich für die ausschließliche Verwendung gentechnikfreier Futtermittel einsetzen. Das wäre ein neuer Qualitätsstandard im deutschen Lebensmittelhandel, von dem die Verbraucher und die Umwelt profitierten.“

Nach einer vom BUND in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage vom April 2009 halten 78 Prozent der Bundesbürger die Positivkennzeichnung „ohne Gentechnik“ für sinnvoll, 73 Prozent würden sich bei ihrer Kaufentscheidung daran orientieren und eher zu so gekennzeichneten Produkten greifen.

(BMELV/Bundesregierung online/foodwatch/BUND, 11.08.2009 – DLO)

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