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Paläontologie

Frühestes baumlebendes Wirbeltier entdeckt

Erster Kletterer besaß schon verlängerte Finger und einen Greifschwanz

Foto eines der besterhaltenen Skelette von Suminia getmanovi © Diane Sco/Field Museum

Vor 260 Millionen Jahren – lange bevor die Dinosaurier die Erde beherrschten – hatten unsere Vorfahren bereits die Bäume erobert: Das schließen Paläontologen aus dem Fossil
eines entfernten Säugetiervorfahren, der bereits eine Greifhand mit verlängerten Fingern und einen opponierbaren Daumen besaß. Er ist damit das früheste bekannte kletternde Wirbeltier.

In einem einzigen Block aus dem rotem Sandstein der russischen Kirov Region haben Paläontologen gleich mehrere Schädel und mehr als ein Dutzend Wirbeltierskelette entdeckt. Die gut erhaltenen Fossilien, datiert auf ein Alter von rund 260 Millionen Jahren, sind gut erhalten und stammen sowohl von Erwachsenen als auch Jungtieren eines frühen Vorfahren der Säugetiere, Suminia getmanovi.

Greiffinger und gegenüberstehender Daumen

Eine nähere Untersuchung der Skelette, durchgeführt von Jörg Fröbisch, einem Paläontologen des Field Museum in Chicago, enthüllte eine Besonderheit dieser rund 50 Zentimeter großen Tiere: Ihre Finger waren ungewöhnlich lang und der Schwanz als Greifschwanz ausgebildet. Zusammen mit den beweglichen, den Fingern gegenüberstellbaren – und damit „opponierbaren“ – Daumen deutet dies auf eine kletternde Lebensweise hin.

Baumwipfel als neue Nische

Das ist überraschend, denn auch der Paläontologe hätte in dieser frühen Ära noch keine baumbewohnenden Wirbeltiere erwartet. „Es ist eine Überraschend, aber es ergibt einen Sinn“, so der Forscher. „Das war eine neue Nische für die Wirbeltiere. Es gab dort Nahrung und sie konnten sich vor den Prädatoren auf dem Boden schützen.“ Zum ersten Mal in der Wirbeltierevolution erhielten die Tiere damit Zugang zu einem neuen Lebensbereich hoch in den Gipfeln der Bäume und profitierten von weniger Fressfeinden und weniger Konkurrenz.

Etablierung moderner Nahrungsketten-Hierarchien

Gleichzeitig liefert die neue Untersuchung der Skelette auch den ersten fossilen Beleg für eine Aufteilung der Nahrungsressourcen zwischen kleinen, baumlebenden und großen, bodenlebenden Pflanzenfressern. Dies geschah offenbar kurz nachdem sich die modernen Ökosysteme mit vielen Pflanzenfressern und wenigen Top-Prädatoren etabliert hatten. Zuvor, in der Ära kurz nach dem Landgang der Organismen, gab es diese Nahrungsketten Hierarchie noch nicht. Damals gab es nur wenige Pflanzenfresser an Land, die meisten Tiere waren Insektenfresser oder ernährten sich aquatisch.

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(Field Museum Chicago, 30.07.2009 – NPO)

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