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Medizin

Höhenklima schützt vor Herzinfarkt und Hirnschlag

Deutlich verringertes Risiko für Alpenbewohner

Hochgebirge © IMSI MasterClips

Wer in den Alpen auf größerer Höhe lebt, stirbt weniger häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als ein Flachlandbewohner. Schweizer Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich dabei nicht nur die Meereshöhe des Wohnorts, sondern auch die des Geburtsorts günstig auf Herz und Gefäße auswirkt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Circulation“ erschienen.

Jeder, der schon im schweizerischen Engadin war, weiss es: Die Luft ist dünner und trockener, der Himmel blauer und die Sonne intensiver. Dies beeinflusst auch unseren Körper. Möglicherweise beeinflusst die Meereshöhe unser Herz-Kreislauf-System jedoch nicht nur kurzfristig, sondern auch tiefgreifender und nachhaltiger. Schon seit längerem gibt es Hinweise, dass das Leben auf großen Meereshöhen das Risiko, einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden oder daran zu sterben, verkleinert. Bis jetzt haben jedoch nur wenige Studien diesen Zusammenhang untersucht und zudem widersprüchliche Resultate geliefert.

Jetzt konnten Epidemiologen vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich erstmals anhand einer großen Bevölkerungsgruppe einen positiven Höheneffekt nachweisen: Sie werteten dafür Daten der Swiss National Cohort aus, einer anonymisierten Verknüpfung von Personendaten aus der Volkszählung im Jahr 1990 und dem Sterberegister. Da die Schweiz auf kleinem Raum bewohnte Meereshöhen zwischen 200 und 2000 Metern bietet und gleichzeitig nur geringe Unterschiede bezüglich Ethnie, Wohlstand oder Zugang zu medizinischen Leistungen bestehen, lässt der Einfluss des Faktors Höhe hier besonders gut untersuchen.

22 Prozent geringeres Herzinfarktrisiko

Das Ergebnis der Auswertungen fiel verblüffend deutlich aus: Pro 1.000 zusätzlicher Höhenmeter beim Wohnort sinkt das Risiko an Herzinfarkt und Hirnschlag zu sterben um 22 respektive 12 Prozent. Aus Befragungen weiss man, dass Bewohnerinnen und Bewohner höherer Lagen kaum weniger rauchen oder weniger häufig übergewichtig sind als Unterländer, sich auch nicht gesünder ernähren oder mehr bewegen.

„Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass diese klassischen Risikofaktoren für die Unterschiede zwischen unterschiedlichen Meereshöhen verantwortlich sind“, erklärt Erstautor David Fäh. Wahrscheinlicher ist daher nach Ansicht der Forscher eine schützende Wirkung auf Herz und Gefäße durch Anpassungen des Körpers an die Höhe und günstigere klimatische Faktoren in der Höhe wie Luftqualität und Sonnenstrahlung.

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Vorteil für in den Bergen Geborene

Ein weiterer Befund aus dieser Studie untermauert diese Vermutung: Menschen, die nicht nur auf größerer Höhe leben, sondern auch dort geboren sind, haben einen zusätzlichen Überlebensvorteil. Personen hingegen, deren Geburtsort tiefer liegt als der Wohnort, haben einen Überlebensnachteil. „Wer also im Engadin zur Welt gekommen ist und auch dort lebt, hat ein geringeres Herz-Kreislauf-Sterberisiko als ein Zuzügler aus dem Unterland,“ so Fäh. „Und im Engadin Geborene, die nachher in tieferen Lagen leben, behalten einen Teil des schützenden Höheneffekts“.

Der unabhängige Einfluss der Höhe des Geburtsorts weist darauf hin, dass es eine Rolle spielt, wie lange und in welcher Lebensphase jemand einer bestimmten Meereshöhe ausgesetzt war. „Wer dem oft vernebelten Unterland den Rücken kehrt und in sonnige Höhen zieht, tut also nicht nur etwas für seine Seele, sondern womöglich auch für sein Herz“, erklärt der Forscher.

(Universität Zürich, 29.07.2009 – NPO)

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