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Geowissen

Tiefsee-Observatorium geht Schlammvulkan auf den Grund

Expedition installiert Langzeitbeobachtungsstation am Haakon Mosby in der Barentssee

Man kann drei Bereiche des Schlammvulkans unterscheiden. Im Zentrum (orange) keine sichtbare Fauna, der weiße Gürtel ist von Schwefelbakterien (Beggiatoa) bedeckt und in der roten Zone leben Röhrenwürmer. © IFREMER

Der Haakon-Mosby Schlammvulkan in der Barentssee ist das Ziel einer neuen Expedition deutscher Wissenschaftler mit dem Forschungsschiff Polarstern. Sie werden dort die Langzeitbeobachtungsstation „LOOME“ dicht am Zentrum dieses Schlammvulkans installieren. Sie soll für ein Jahr chemische, biologische und geophysikalische Informationen sammeln.

Die Forscher um Dirk de Beer vom Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und Antje Boetius von der HGF-MPG-Brückengruppe für Tiefseeforschung wollen herausfinden, welche dieser Parameter am besten Ereignisse von Schlammvulkanismus vorhersagt. Anders als normale Vulkane beruhen Schlammvulkane nicht auf Ausbrüchen von heißem Magma, sondern entstehen aufgrund von Dichteunterschieden im Meeresboden.

Drei Zonen des Lebens

Aus dem Schlammvulkan Haakon-Mosby strömen neben Wasser und Schlamm ständig große Mengen des Treibhausgases Methan aus. Die Quelle dafür liegt etwa 3.000 Meter unter dem Vulkan, daher ist der nach oben transportierte Schlamm auch wesentlich wärmer als das arktische Bodenwasser.

Der Haakon Mosby Schlammvulkan ist nicht nur ein interessantes geologisches Phänomen, sondern auch von besonderen Tiefseeorganismen besiedelt. Untersuchungen von Wissenschaftlern zeigten, dass man drei verschiedene ringförmige Zonen um den Vulkan unterscheiden kann, die sich deutlich in Stoffflüssen und Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften unterscheiden lassen. Je nach physikalischer und chemischer Beschaffenheit haben sich dort verschiedene Mikroorganismen und Tiere angesiedelt, die das austretenden Methan oder seine Abbauprodukte als Nahrungsquelle nutzen.

Bald bessere Ausbruchvorhersage?

Frühere Beobachtungen von Forschern zeigten zudem, dass die Temperatur des Vulkans eine wesentliche und relativ einfach dauerhaft zu erfassende Messgröße ist. Aber es ist noch nicht klar wie die Temperaturgradienten mit den Schwankungen im Flüssigkeitstransport, der Verteilung von Gashydrat und den Gaseruptionen, aber auch mit der Verteilung der Lebensgemeinschaften korrelieren. Diese Kenntnis würde helfen Ausbrüche besser beobachten und vorherzusagen zu können.

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Dazu sollen mit der neuen Langzeitbeobachtungsstation weitere Parameter wie Strömung, Oberflächentemperatur, Seismik, Porendruck, Geochemie und Biologie über ein Jahr verfolgt werden.

Bakterienmatten am Schlammvulkan © IFREMER

Das Schlammvulkan-Observatorium

LOOME steht für “Long-term Observation of Methane Eruption”. Finanziert wird das neue Observatorium vom Projekt ESONET „European Seas Observatory Network“ im 6. Rahmenprogramm der EU. Beteiligte Institutionen sind neben dem Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, die Universität Tromsø in Norwegen, das IFREMER in Brest, das IFM-Geomar in Kiel und das MARUM in Bremen.

Weitere EU-Projekte, die in Verbindung mit LOOME und der jetzigen Ausfahrt stehen und die sich mit dem Haakon-Mosby Schlammvulkan beschäftigen, sind das EU Projekt HERMIONE (Hotspot Ecosystem Research and Man’s Impact on European Seas) sowie das Max Planck – CNRS Forschungsprojekt DIWOOD.

(idw – Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie, 13.07.2009 – DLO)

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