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Archäologie

Computertomograph hilft Archäologen

Erstmals jahrgenaue archäologische Datierung berührungslos gelungen

Holzstruktur im Tomographiebild © Fachhochschule Aalen

Wissenschaftlern der Fachochschule Aalen ist es weltweit erstmals gelungen, fragile archäologische Objekte berührungsfrei aufs Jahr genau zu datieren. Dafür setzten sie an drei keltischen Tierskulpturen aus dem Württembergischen Landesmuseum einen Computertomographen ein, der die Jahresringe im verwendeten Holz sichtbar machte, ohne dass die wertvollen Skulpturen beschädigt werden mussten.

Wertvolle Objekte wie die Tierskulpturen mussten bislang undatiert bleiben, weil sie zur Altersbestimmung entweder gebohrt oder aufgeschnitten werden mussten. Diese Methoden wurden zur Altersbestimmung des Brunnens angewandt. Er konnte auf das Jahr 123 v. Chr. datiert werden. Das Alter der darin gefundenen Skulpturen blieb unbekannt. Mithilfe computertomographischer Aufnahmen gelang es nun am Institut für Botanik der Universität Hohenheim, festzustellen, dass die Eiche, aus der die Skulpturen geschnitzt wurden, im Jahr 127 v. Chr. gefällt wurde.

Auflösung von bis zu 0,005 Millimetern

Um die Eignung der Computertomograhphie für die zerstörungsfreie Dendrochronologie zu testen, untersuchte Irmgard Pfeifer-Schäller im Gießereilabor der Fachhochschule Aalen zehn Proben von häufig vorkommenden Hölzern, bevor die archäologischen Kostbarkeiten aus Stuttgart auf den Drehteller kamen. Außer dem Drehteller für die Objekte besteht der Computertomograph aus einer Röntgenröhre und einem Flächendetektor. Durch die Drehung des Objektes auf dem Teller wird dieses von allen Seiten mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Die detektierten Daten werden an einem Großrechner zu einem dreidimensionalen Bild des Objektes zusammengefügt. Ein Messvorgang dauert etwa eine Stunde. Die gewonnen Bilder erzielen eine Auflösung von bis zu 0,005 Millimeter.

Mit ihnen ist eine Altersbestimmung von plus/minus zehn Jahren möglich. Dazu wurden die computertomographisch gewonnenen Jahrringkurven der Holzfiguren mit einer Referenzkurve verglichen, die 10.480 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht. Daraus ergab sich nicht nur das Fälljahr der Eiche in 127 v. Chr. Der Stuttgarter Forscher konnte anhand der computertomographischen Bilder den Nachweis führen, dass die Tierfiguren exakt gleich alt und aus demselben Baum geschnitzt sind. Bei dem Baum handelte es sich um eine Eiche aus Baden-Württemberg, die aufgrund ihres Jahrringmusters in einem dichten Eichenwald gestanden haben musste.

Teil eines größeren Kultwerkes

Die kunstvoll aus dem Eichenholz gearbeiteten Tierfiguren gehören demnach zu einem weitaus größeren Kultwerk. Dieses stand einst in einer sogenannten Viereckschanze – einem keltischen Herrenhof. Nach dessen wohl gewaltsamen Ende überdauerten Teile des zerschlagenen und weggeworfenen Kultwerkes die Zeiten in einem mit Siedlungsabfall zugeschütteten Brunnenschacht. Nur in dessen wasserführendem unterem Bereich konnten sich die Hölzer der drei Skulpturen unter ständigem Luftabschluss erhalten.

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Im Landesmuseum muss das feuchte Holz der Tierfiguren konserviert werden, in dem das die Zellwände stabilisierende Wasser durch einen weniger flüchtigen, stabilen Stoff ausgetauscht wird. Anderenfalls zerfallen die Stücke innerhalb weniger Tage und Wochen an der Luft. Um den Erfolg seiner konservierenden Maßnahme feststellen zu können, müsste der Restaurator ins Innere der Figuren blicken können. Dank der computertomographischen Aufnahmen ist ihm das nun auch möglich. Die berührungslos aufgenommenen Bilder helfen daher auch dabei, den unausweichlichen Verfall der archäologischen Preziosen hinauszuzögern.

(Fachhochschule Aalen, 15.06.2004 – NPO)

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