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Neurobiologie

Stammzell-Geflüster lässt Nervenzellen nachwachsen

Funktionierende Kommunikationswege garantieren Neuronenproduktion

Nervenzellen wachsen nicht nach: Zahlreiche neue Studien haben dieses alte Dogma längst widerlegt. Sie zeigten, dass Stammzellen in bestimmten Gehirn-Regionen eine erhebliche Zahl neuer Nervenzellen erzeugen, auch im Erwachsenenalter. Forscher haben nun in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erstmals beschrieben, was die Stammzellen im Gehirn von Mäusen dazu anregt, diesen Zell-Nachschub zu erzeugen. Voraussetzung sind demnach funktionierende Kommunikationswege.

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„Wir haben herausgefunden, dass Stammzellen im Gehirn erwachsener Mäuse über so genannte Gap Junctions miteinander kommunizieren“, erklärt Professor Dr. Christian Steinhäuser. „Das sind Kanäle, über die die Zellen vermutlich Botenstoffe austauschen.“

Kommunikationsweg mit großer Bedeutung

Der Wissenschaftler des Bonner Instituts für Zelluläre Neurowissenschaften hat zusammen mit Kollegen der Universitäten Bonn und Jena zeigen können, dass dieser Kommunikationsweg für die Bildung von Nervenzellen essentiell ist: Fehlen erwachsenen Mäusen die Kanäle, sinkt die Teilungsrate der Stammzellen um 90 Prozent, und die Zahl neuer Nervenzellen geht deutlich zurück.

Das Nervenzellwachstum im Erwachsenenalter spielt eine wichtige Rolle bei Lern- und Gedächtnisprozessen, aber auch bei krankhaften Veränderungen des Gehirns, zum Beispiel bei Epilepsie. „Wir haben mit den Gap Junction Kanälen einen neuen Ansatzpunkt für die angewandte medizinische Forschung in diesem Bereich gefunden“, betont Steinhäuser.

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Unterschätzte Gliazellen

Bei den Hirnstammzellen handelt es sich um einen bestimmten Typ so genannter Gliazellen. Diesen hatte man lange Zeit lediglich eine untergeordnete Rolle im Gehirn zugebilligt. So nahm man an, dass sie die eigentlichen Nervenzellen ernähren und vor mechanischen Verletzungen schützen.

In den letzten Jahren kristallisiert sich jedoch mehr und mehr heraus, dass Gliazellen auch für die Informationsverarbeitung im Gehirn immens wichtig sind, so die Forscher.

(idw – Universität Bonn, 16.06.2009 – DLO)

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