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Geowissen

Reissäcke schützen vor Erdbebenschäden

Neue Methode zur Stabilisierung des Mauerwerks entwickelt

Einfache Materialien, einfache Umsetzung: Das Aufkleben der Naturfasergewebematten ist mit dem Vorgang des Tapezierens vergleichbar. © Amin Davazdah Emami

Simple Kartoffel- und Reissäcke können helfen, Gebäude vor Erdbebenschäden zu schützen: Das verspricht zumindest eine neue Methode, die Kasseler Wissenschaftler entwickelt haben. Durch nachträgliches Aufkleben von Naturfasergewebematten wird das Mauerwerk verstärkt und so das Einsturzrisiko verringert.

Erprobt wurde das Verfahren jetzt erstmals von Amin Davazdah Emami von der Universität Kassel im Iran: Mit Unterstützung der UNESCO startete er ein Pilotprojekt zum Wiederaufbau des iranischen Weltkulturerbes „Arg-é Bam“, das bei einem Erdbeben im Jahr 2003 zerstört wurde.

Die größte Lehmkonstruktion der Welt

Arg-é Bam ist eine Zitadelle und gleichzeitig die größte Lehmkonstruktion der Welt. Zwei Mustergebäude errichtete und präparierte Emami in einer Kooperation der Institute für Werkstofftechnik und für konstruktiven Ingenieurbau der Universität Kassel und dem Schweizer Sponsor Sika im Rahmen des Projekts „Recovery Project of Bam’s Cultural Heritage“ auf dem Gelände des Weltkulturerbes.

Vor Ort arbeiteten die Forscher eng mit der iranischen Denkmalbehörde „Iranian Cultural Heritage Organization“ zusammen. Emami wird in diesem Jahr seine Promotion – in der auch die Methode entstand – abschließen.

Amin Emami, Erfinder der neuen Methode zur Mauerwerksverstärkung, präsentiert eines der fertig gestellten Mustergebäude. © Amin Davazdah Emami

Naturfasergewebematten werden aufgeklebt

Der Mauerwerksbau ist weltweit die meistverwendete Bauweise für Wohngebäude. Nicht jedes Mauerwerk verfügt jedoch über eine ausreichende Zug-, Biege- und Schubtragfähigkeit, sodass es eine zu geringe Resistenz gegen Erdbeben aufweisen kann.

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Durch die neue Technik wird das Mauerwerk durch das Aufkleben von Naturfasergewebematten verstärkt. Der Vorgang ist mit dem Tapezieren einer Wand vergleichbar, so die Forscher. Zuerst wird dabei der Klebstoff aufgetragen. Im zweiten Schritt betten die Wissenschaftler die Gewebematte darin ein. Abschließend trägt man dann den Klebstoff erneut als Deckschicht auf.

Durch die einfache Umsetzung und den geringen Kostenaufwand ist die Mauerwerkverstärkung nach Ansicht der Forscher auch für arme Länder eine effiziente Methode, sich vor erheblichen Schäden durch Erdbeben zu schützen und Menschenleben zu retten.

(idw – Universität Kassel, 04.06.2009 – DLO)

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