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Technik

Ein Datenzentrum unterm Berg

Zu Besuch in der Lefdal-Mine

Ein malerischer Fjord, grüne Nadelwälder und beeindruckende, schroff aufragende Berge: Auf den ersten Blick scheint die Landschaft am Nordfjord in Westnorwegen wie aus der Zeit gefallen. Fast spurlos scheint die moderne Welt an dieser archaischen Landschaft vorübergegangen zu sein. Doch das täuscht. Denn genau hier, nahe Måløy am Nordfjord, liegt eines der modernsten Datenzentren Norwegens – verborgen tief im Berg.

Loch im Berg: Der Eingang zur Lefdal-Mine. © Michael Nispel

28 Kilometer Stollen

Von außen gibt sich das Lefdal Mine Datacenter eher unauffällig. Eine stacheldrahtbewehrte Mauer, ein Torhaus und ein asphaltierter Zufahrtsweg samt Gittertor verraten jedoch, dass es hier mehr geben muss als den nahen Fjord und die teils karge, teils baumbestandene Felswand des angrenzenden Höhenzuges. Erst nach Passieren des Tores fällt der Blick auf ein dunkles, in der Felswand klaffendes Loch – den Eingang zur Mine.

Durch den breiten Zufahrtstunnel geht es nun gut einen Kilometer tief in den Berg hinein, die Zufahrt windet sich dabei spiralig in immer größere Tiefe. Sie ist der Beginn eines mehr als 28 Kilometer langen Tunnelsystems aus sechs unterirdischen Ebenen und unzähligen Kammern, Gängen und Hallen. Sie wurden in den Fels gehauen und gesprengt, als Bergleute hier von 1971 bis 2009 nach dem Mineral Olivin gruben. Das eisenhaltige Mineral wird unter anderem in der Stahlindustrie für die Herstellung feuerfester Materialien und als Schlackenbilder gebraucht.

Eingang zu einer der sechs Ebenen des Lefdal Mining Datacenter. Die "Hauptstraße" ist breit genug für Lastwagen mit Containern. © Michael Nispel

Vom Bergwerk zum Datenzentrum

Als die Olivin-Ausbeute nachließ und der Abbau damit nicht mehr rentabel war, wurde die Lefdal Mine aufgegeben. Zurück blieben die Gänge und Stollen des Bergwerks, die zusammen mehr als 120.000 Quadratmeter Fläche umfassen. Doch die Mine blieb nicht lange ungenutzt. Heute ist dort eines der effizientesten und modernsten Datenzentren der Welt im Aufbau. An ihm sind neben dem regionalen Energieversorger auch IBM und der Serverschrankhersteller Rittal beteiligt. Auch die norwegische Regierung wird in Zukunft die Lefdal-Mine für die Speicherung wichtiger Daten nutzen.

Kein Wunder, hat ein Bergwerk als Standort für ein Datenzentrum doch gleich mehrere inhärente Vorteile: Durch den umgebenden Fels gut isoliert, bleibt es in der Mine das ganze Jahr hindurch rund neun Grad kühl – das senkt den Kühlungsbedarf für die Computer. Weil die Rechner unter massiven, noch immer olivinhaltigen Gesteinsschichten liegen, kann zudem selbst ein elektromagnetischer Puls (EMP) der sensiblen Elektronik nichts anhaben – der Fels schirmt sie ab. Und nicht zuletzt lässt sich ein Bergwerk dank der begrenzten Zugangsmöglichkeiten, sehr gut gegen unbefugte Eindringlinge absichern.

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Bis zu vier Rechner-Container können in der Lefdal Mine übereinander gestapelt werden. Hier einige der Mining-Container von Northern Bitcoin. © Podbregar

Diese Vorteile weiß auch das deutsche Bitcoin-Mining-Unternehmen Northern Bitcoin zu schätzen. Es hat in der Lefdal-Mine bereits ein gutes Dutzend Container mit Mining-Rechnern stehen. Sie wurden per Lastwagen in das Bergwerk gefahren und in Seitengängen der Mine in drei Etagen übereinander gestapelt. „Es sind vor allem zwei Faktoren, die das Bitcoin-Mining bestimmen: die Hardware und der Standort“, erklärt der technische Leiter Moritz Jäger. Und die Lefdal-Mine biete ideale Rahmenbedingungen.

Noch wichtiger als die Vorteile des Bergwerks ist für den Bitcoin-Miner aber die effiziente und „grüne“ Stromversorgung und Kühlung, die die Lefdal-Mine ihren leistungsstarken Rechnern bietet.

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Nadja Podbregar
Stand: 31.08.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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