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Klima

Blockade im Luftraum

Wodurch kommt das anhaltend warme Wetter zustande?

Was ist der Grund für diesen Ausnahme-Sommer? Und warum hört er gar nicht mehr auf? Der Grund dafür ist eine Abfolge von mehreren besonders hitzeträchtigen Wetterlagen, wie Meteorologen erklären. Bei diesen legen sich immer wieder stabile, sich ständig erneuernde Hochdruckgebiete über Europa und andere Regionen der Nordhalbkugel.

Temperaturanomalien der ersten drei Juliwochen 2018 gegenüber dem 30-Jahres-Mittel von 1981 bis 2010. © Copernicus Climate Change Service/ ECMWF

Hochdruck als Blockade

Das Besondere daran: Liegt ein solches stabiles Hoch über uns, blockiert es die normalerweise vorherrschende Westströmung – und versperrt damit den abkühlenden Tiefdruckgebieten den Weg nach Mitteleuropa. Weil dadurch Wolken und Regen weitgehend ausbleiben, können sich die Luftmassen über uns kaum abkühlen. Sie heizen sich statdessen allmählich immer weiter auf.

Bei dieser Wetterlage wird das ausgedehnte und stabile Hochdruckgebiet oft von zwei kleineren Tiefs flankiert – auf einer Höhenwetterkarte ähnelt dieses Muster dem griechischen Buchstaben Omega. Eine solche Omega-Lage war auch schon für den „Jahrhundertsommer“ im Jahr 2003 und für die Hitzewelle in Osteuropa und Russland im Jahr 2010 verantwortlich.

Kaum Bewegung

Auch in diesem Jahr ist eine Blockade-Wetterlage im Spiel. Sie ist für das warm-trockene Wetter antwortlich, das von Mai bis Juli in weiten Teilen Europas herrschte. Dabei lagen stabile Hochs über Skandinavien und dem Nordatlantik, die die Tiefdruckgebiete weit nach Süden hin ablenkten. In Mitteleuropa gab es währenddessen kaum Bewegung in den Luftmassen. „Die Wärme wurde dadurch ‚vor Ort‘ produziert, indem die intensive Sonne die Luft über dem Festland kräftig erwärmte“, erklärt Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Gleichzeitig fiel wegen der fehlenden Wolken kaum Regen.

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Das anhaltend warm-trockene Wetter verdanken wir einer Blockade-Wetterlage, die die von Westen heranziehenden Tiefsdruckgebiete um uns herumlenkt.© Met Office

Ende Juli hat sich die Wetterlage bei uns geändert – aber nicht zum Kühleren. Weil sich das blockierende Hoch über Skandinavien leicht verlagert hat, strömt nun feuchtheiße Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns. Diese Luft wird durch die anhaltende Sonne bei uns noch weiter erhitzt. „Damit sind alle Zutaten für große Hitze gegeben“, erklärt Übel. Als Folge davon ist es seither noch heißer und selbst nachts fallen die Temperaturen kaum mehr unter 20 Grad.

Es bleibt vorerst heiß

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ist vor allem die Länge dieser Blockade-Wetterlage ungewöhnlich. Denn sie hält in Mitteleuropa mit nur kurzen Unterbrechungen schon seit Mai an. Immerhin: Mitte August könnte uns eine kurze abkühlende „Dusche“ Erleichterung verschaffen. Denn einige Meteorologen sehen Indizien dafür, dass sich die blockierende Hochdruck-Lage über Europa dann abschwächen könnte.

Danach aber könnte die Hitze und vor alle Trockenheit wieder einsetzen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich dann wieder ein neues Blockade-Hoch über Skandinavien festsetzt. Dies würde dann weiterhin warmes und trockenes Wetter bringen. Der Hitzesommer könnte demnach noch bis mindestens Ende August weitergehen.

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Nadja Podbregar
Stand: 03.08.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Hitzesommer und Klimawandel
Ausreißer oder Trend der Zukunft?

Tropenklima in Deutschland
Zu heiß, zu trocken und zu sonnig

Blockade im Luftraum
Wodurch kommt das anhaltend warme Wetter zustande?

Hitze überall
Fast die gesamte Nordhalbkugel ist betroffen

Ist der Klimawandel schuld?
Von Einzelereignissen, Häufigkeiten und Prognosen

Stau auf der Windautobahn
Jetstream, Wetterextreme und der Klimawandel

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