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Anthropogeographie

Fahr Bus und Bahn…

Alternative zum Pkw?

Alle sind genervt von verstopften Straßen, Staus und der Kurverei um Häuserblocks auf der Suche nach einem Parkplatz – doch trotzdem steigen viele immer noch nicht auf öffentliche Verkehrsmittel um. Aber warum sind eigentlich die umweltfreundlicheren Straßenbahnen, U-Bahnen, Busse und Züge oft keine wirkliche Alternative zum Pkw und was kann vor allem dagegen getan werden?

Ein Grund ist mit Sicherheit, das schlechte Image des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV): Er gilt als unpünktlich, überfüllt, teuer, schmutzig und unsicher. Man könnte denken, die Bahnen und Busse müssten demnach einfach nur pünktlicher, leerer, billiger, sauberer und sicherer werden, und die Bürger würden alle ihre Autos stehen lassen und zur nächsten Haltestelle laufen. Doch ob damit alle Probleme gelöst wären?

Nach Ansicht von Verkehrsexperten kann der ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr von derzeit 16 Prozent auf prognostizierte 34 Prozent nur gesteigert werden, wenn er flächendeckend ausgebaut wird, eine allgemeine Attraktivitätssteigerung insbesondere bei Service und Sicherheit stattfindet, ebenso wie eine Bevorzugung bei der Verkehrsplanung.

Ein wichtige Verbesserungsmaßnahme ist auch die Behebung des chaotischen Tarifdschungels. Jeder kennt die Situation – eigentlich will man sich nur schnell eine Fahrkarte kaufen, doch dann verwirrt einen das undurchschaubare Tarifsystem so sehr, dass sich die Aktion komplizierter gestaltet als erwartet.

Doch nicht nur innerhalb einer Stadt ist das System schwer zu verstehen. Noch schwieriger wird es wenn es zusätzlich noch Unterschiede von Stadt zu Stadt gibt. Einheitliche Fahrkartenautomaten, Fahrpläne und Wegweiser sind aber notwendig für eine einfache und schnelle Orientierung in einer fremden Stadt. Die Beseitigung dieser Hürde plus attraktive Angebote würden bestimmt mehr Menschen veranlassen mit Bussen und Bahnen zu fahren.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Vor allem in den Abendstunden und Nachts scheuen viele die öffentlichen Verkehrsmittel, da sie ihnen zu unsicher sind. In einigen Städten wurde bereits durch gut beleuchtete Haltestellen, Unterführungen und Zugangswege Abhilfe geschaffen. Auch die Sauberkeit erhöht die Aufenthaltsqualität und trägt so zu einem sicheren Gefühl bei. Offensichtlich präsentes und ansprechbares Sicherheitspersonal, Notruftasten und Videoüberwachung an Haltestellen und in Bahnen und Bussen, Taxi-Ruf-Service aus der Straßenbahn, Nachtbusse oder auch Ausstiegsmöglichkeiten auf Anforderung zwischen den Haltestellen, sind ebenfalls Möglichkeiten ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Weiterhin sind kurze Fahrtzeiten und eine hohe Taktfrequenz ein entscheidender Umstand, der nach Meinung von ÖPNV-Experten dazu führt, dass ein größerer Teil der Bevölkerung ihr Auto häufiger in der Garage lässt und stattdessen lieber mit Bus und Bahn fährt.

Lange Wartezeiten und Angebotslücken müssen durch ein flächendeckendes Haltestellennetz, häufige Abfahrtzeiten, gute Umsteigemöglichkeiten, aufeinander abgestimmte Fahrzeiten der einzelnen Linien sowie separate Bus- und Straßenbahnspuren mit Vorrangschaltung ersetzt werden. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind wichtige Faktoren, die die öffentlichen Verkehrsmittel erfüllen müssen, um mit dem großen Konkurrent Pkw mithalten zu können.

Auch eine umfangreiche und übersichtliche Fahrgastinformation trägt zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV bei, wie in manchen Städten bereits festgestellt wurde. Die Übersichtspläne des Liniennetzes sowie die Fahrzeiten können zum Beispiel verstärkt in Ämtern, Bibliotheken, Kinos, Hotels und Restaurants aushängen. Auch die Information in Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen selbst ist ausbaufähig. So kann es hilfreich sein, wenn Anschluss- und Umsteigemöglichkeiten genannt werden oder auch rechtzeitig über Störungen informiert wird. Zur verbesserten Fahrgastinformation zählt auch die Fahrplanauskunft per SMS oder die schnelle und einfache Auskunft über Telefon und Internet.

Doch auch die Autoindustrie entwickelt ihr Produkt weiter, so dass Pkws immer sauberer und sparsamer werden. Folglich müssen die bis dahin konkurrenzlos umweltfreundlichen öffentlichen Verkehrsmittel weiterhin mit dem Auto um ihre Kunden kämpfen und auch selbst wenn ein gewisses Service- und Sicherheitsniveau erreicht worden ist, darf der ÖPNV sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Schließlich muss langfristig gesehen das Ziel sein, die Verkehrsströme – vor allem des Berufsverkehrs – vom Individualverkehr auf den ÖPNV umzulenken. Nur so kann ein Beitrag zur Entlastung der Städte und insbesondere der Innenstädte geleistet werden.

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Stand: 26.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Verkehrsinfarkt
Mobilität in der Krise

Der Drang nach Mobilität
Von Ursachen und Nutzen...

Auswirkungen des Verkehrsinfarkts
Der Mobilitätswahn und seine Folgen...

Wundermittel gegen den Kollaps?
Navigations- und Telematiksysteme

Fahr Bus und Bahn...
Alternative zum Pkw?

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Rund um den Parkraum
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Der Griff ins Portemonnaie...
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Was bringt die Verkehrsberuhigung?

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