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Anthropogeographie

Der Drang nach Mobilität

Von Ursachen und Nutzen...

Mobilität – die Möglichkeit sich nach Belieben von A nach B zu bewegen – ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es ist notwendig, um überhaupt am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben teilnehmen zu können, und erst dadurch werden verschiedene Lebensbereiche und Aktivitäten miteinander verknüpft. Auch der Wunsch nach individueller Lebensgestaltung und Bewegungsfreiheit erfordert Mobilität. Der Mobilitätsgrad einer Gesellschaft ist außerdem Indikator für deren Wirtschaftlichkeit und Fortschritt.

Der Mensch ist ein mobiles Wesen und die Mobilität hat uns fest im Griff.

Mobile Menschen gelten bei uns als wirtschaftlich und gesell-

schaftlich erfolgreich, was wiederum dazu führt, dass viele diesem Idealbild nacheifern und erneut zum Verkehrswachstum beitragen. Ist Mobilität denn tatsächlich eine Garantie für Wohlstand und Erfolg?

Unser ständige Drang nach schnellerer Fortbewegung von A nach B zeigt jedoch auch immer deutlichere Spuren – Auto-

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lawinen, ob auf den Autobahnen oder in den Innenstädten.

Immer mehr Autos erfordern den Neubau von Straßen. Doch das ist ein Teufelskreis, denn eine größere Anzahl von Straßen führt nicht zu einer besseren Verteilung der Verkehsströme, sondern verursacht indirekt neuen Verkehr.

Die Ausdehnung der Städte in das Umland, und die dadurch hervorgerufenen veränderten Siedlungsstrukturen haben auch ihren Beitrag zum Verkehrswachstum geleistet. Die Wohnbevölkerung wanderte aus den Innenstädten an den Stadtrand ab, und parallel dazu fand eine Trennung von Wohnort und Arbeitsplatz statt. Um nun wieder in die Innenstadt zu gelangen, benutzen viele ihr Auto und nicht die öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem wenn die Haltestelle nicht direkt vor der Haustür liegt.

Die Mobilität und somit auch der Verkehr werden in Deutschland weiter wachsen, soviel steht fest. Immer mehr Menschen möchten immer entferntere Ziele, und vor allem immer schneller und günstiger erreichen. Dabei ist das Auto immer noch die erste Wahl. Die verstärkte Ausrichtung unseres Verkehrssystems auf das Auto wird auch anhand folgender Zahlen deutlich: In Deutschland werden pro Jahr 925 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Diese verteilen sich auf öffentliche Verkehrsmittel mit 160 Milliarden und auf über 750 Milliarden mit privaten Pkws.

Anfang der 80er Jahre, nach dem zweiten Ölpreisschock, deutete der einsetzende Wertewandel in Richtung Umweltbewusstsein zunächst auch auf eine Trendwende in bezug auf das Mobilitäts-

verhalten hin. Diese Annahme erwies sich als falsch, denn obwohl sich immer mehr Menschen als umweltbewusst bezeichnen, fahren inkonsequenterweise auch immer mehr Bürger, zumindest in den westlichen Industrieländern, mit dem Auto. Diese Dynamik und das permanente Wachstum des Straßenverkehrs hat Fachleute wie Normalbürger gleichermaßen überrollt.

Der größte Verkehrsverursacher ist heute der Freizeitverkehr, der durch höhere Einkommen, mehr Freizeit und Autos angekurbelt wird. Das bevorzugte Verkehrsmittel für die Spritztour ins Grüne oder die Fahrt ins Blaue ist eindeutig das Auto, und nicht die umweltfreundlicheren öffentlichen Verkehrsmittel. Diese vermitteln auch eher selten das in der Freizeit angestrebte Gefühl von Freiheit. Offensichtlich hängen wir also nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem auch emotional vom Auto ab.

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Stand: 26.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Verkehrsinfarkt
Mobilität in der Krise

Der Drang nach Mobilität
Von Ursachen und Nutzen...

Auswirkungen des Verkehrsinfarkts
Der Mobilitätswahn und seine Folgen...

Wundermittel gegen den Kollaps?
Navigations- und Telematiksysteme

Fahr Bus und Bahn...
Alternative zum Pkw?

Die Kombination machts
Von Park & Ride und Co.

Rund um den Parkraum
Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden...

Der Griff ins Portemonnaie...
Bezahlen für die Straßenbenutzung

In der Ruhe liegt die Kraft...
Was bringt die Verkehrsberuhigung?

Ein Auto für alle
Car-Sharing, CarPools® und CashCar®

Chronik
Am Anfang war das Holzrad...

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