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Umwelt

Aluminium und Brustkrebs

Risikofaktor Deodorant?

Besonders lange Wirkdauer? Neuer Duft? Uninteressant. „Ohne Aluminiumsalze“ ist das Versprechen, das Kunden im Drogeriemarkt nun immer öfter zum Kauf von Deos und Antitranspirantien verleiten soll.

Sind aluminiumhaltige Deos schädlich? © Anetlanda/ iStock.com

Verbindungen wie Aluminiumchlorhydrat wurden wegen ihrer Wirkung lange Zeit gerne in Sticks, Cremes oder Aerosolen mit Schweiß-Stopp-Funktion eingesetzt. Solche Produkte können zu bis zu 20 Prozent aus diesen Salzen bestehen, die die Poren zusammenziehen und die Schweißkanäle durch einen gelartigen Aluminium-Protein-Komplex temporär verschließen. Doch viele Hersteller lassen die schweißhemmenden Inhaltsstoffe inzwischen weg.

Zusammenhang mit Deokonsum?

Der Hintergrund: Neben Alzheimer diskutieren Wissenschaftler immer wieder auch über den Einfluss von Aluminium auf die Entstehung von Brustkrebs. Bereits im Jahr 2011 fanden englische und italienische Forscher in der Brustflüssigkeit von erkrankten Frauen erhöhte Mengen des Leichtmetalls. Zudem zeigten Zellexperimente, dass der Stoff zumindest in der Petrischale Mutationen auslösen kann.

Neuen Aufwind bekam die Brustkrebs-Hypothese jüngst durch eine Studie aus Innsbruck: Caroline Linhart und ihre Kollegen von der dortigen Medizinischen Universität haben 2017 mehr als 200 Brustkrebspatientinnen und ebenso viele gesunde Frauen im gleichen Alter zu ihrem Deokonsum befragt und außerdem Gewebeproben aus deren Brüsten untersucht. Sie wollten wissen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Deodorants und dem Krebsrisiko?

Ein kausaler Zusammenhang zwischen Aluminiumsalzen und Brustkrebs ist bislang nicht wissenschaftlich bestätigt. © Willbrasil21/ iStock.com

Kein definitiver Beweis

Die Auswertung der Daten offenbarte: Vor allem Frauen, die nach eigenen Angaben in jungen Jahren mehrmals täglich Deos verwendet hatten, hatten ein erhöhtes Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken. Zudem hatten diese Frauen eine signifikant höhere Aluminiumkonzentration im Brustgewebe als die gesunden Probandinnen aus der Kontrollgruppe. Dies galt insbesondere für Frauen mit Tumoren in Achselnähe.

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Trotz dieses Zusammenhangs liefert die Studie keinen definitiven Beweis dafür, dass Aluminiumsalze krebserregend sind, wie die Autoren selbst einschränken. Denn sie zeigt zwar eine Korrelation, nicht jedoch eine Kausalität auf. Zudem wurden die Probandinnen nachträglich über ihren Deokonsum befragt – eine Methode, die vom Wahrheitsgehalt der Erinnerungen und Aussagen der Frauen abhängt und damit fehleranfällig ist.

Zu Vorsicht geraten

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Wie viel Aluminium durch die Haut in den Körper dringt, ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. „Erst mit solchen Daten kann eine gesundheitliche Risikobewertung zu Aluminium, die alle wesentlichen Aufnahmewege berücksichtigt, vorgenommen werden“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Stellungnahme.

Bis dahin halten die Experten der Behörde wie auch Linhart und ihre Kollegen es für nicht verkehrt, ein wenig Vorsicht walten zu lassen. Speziell junge Frauen sollten demnach auf einen übermäßigen Gebrauch aluminiumhaltiger Deodorants verzichten und die Produkte nicht unmittelbar nach der Achselrasur oder auf anderweitig geschädigte Haut auftragen. Zudem sollten Lebensmittel, die Salz oder Säure enthalten, nach Möglichkeit nicht in Alubehältnissen aufbewahrt oder zubereitet werden. Dazu gehören beispielsweise aufgeschnittene Äpfel, Schinken oder Gewürzgurken.

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Daniela Albat
Stand: 19.01.2018

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Inhalt des Dossiers

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