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Phänomene

Verloren in der Löwengrube

Ein Trichter aus Sand ist der Schrecken von Ameisen

Die Larve der Ameisenjungfer, auch Ameisenlöwe genannt, hat beeindruckende Mundwerkzeuge. © F. Geller-Grimm / CC-by-sa-3.0

Trotz seines Namens ist er nicht mit Ameisen und schon gar nicht mit Löwen verwandt: der Ameisenlöwe. Denn es handelt sich um die Larve der Ameisenjungfer, eines Insekts aus der Gruppe der Netzflügler. Die Lebensweise des Ameisenlöwen und vor allem seine Beutefang-Strategie gingen schon vor Jahrhunderten in Mythen und Geschichten ein. Heute allerdings ist er kaum noch bekannt.

Wer andern eine Grube gräbt

Dabei ist auch der Ameisenlöwe ein tierischer Baumeister, zugegeben mit einem eher pragmatischen Werk: Er gräbt Löcher. Genauer gesagt schaufelt die 17 Millimeter kleine Larve Trichter in trockenem Sand, die bis zu drei Zentimeter tief und acht Zentimeter im Durchmesser breit werden.

Mit vollem Körpereinsatz braucht der kleine Krabbler nicht einmal 30 Minuten, um so eine Fallgrube auszuheben. Dabei schiebt er sich, mit seinem borstigen Hinterteil voran, in kreisenden Bewegungen in den Sand. Durch reflexartige Bewegungen mit seinem Kopf und den riesigen Mundwerkzeugen schleudert er Sandkörner und anderen Unrat wie Blättchen und Zweige bis zu 30 Zentimeter weit weg. Das ist etwa so, als würde ein Mensch beim Graben im Garten jeden Spatenstich 30 Meter weit wegkatapultieren.

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Werfe den ersten Stein

Wenn der Ameisenlöwe seine Grube vollendet hat, wartet er, am Grund des Trichters eingegraben, auf seine Beute. Oft sind es Ameisen oder andere am Boden umherstreifende Insekten, die ihm zum Opfer fallen. Geraten diese in die Kuhle, rutschten sie mit dem losen Sand den Hang hinunter auf die Beißklauen des Jägers zu. Der Ameisenlöwe fördert die todbringende Rutschpartie, indem er unentwegt Sand und kleine Steinchen durch Zucken seines Kopfes nach oben schleudert, bis er die Beute mit seinen spitzen Mundwerkzeugen zu packen kriegt.

Kokon mit der abgestreiften Haut des Ameisenlöwen. © F. Geller-Grimm / CC-by-sa-3.0

Weil der Trichterbau sehr anfällig für Wind und Wetter ist, braucht der Ameisenlöwe für seine Grabungen geschützte und vor allem trockene Stellen. Wenn aber der Boden mit rieselfähigem Sand aufwartet, ist der Jagderfolg nur eine Frage der Zeit. Irgendwann zieht sich der Ameisenlöwe dann in ein sandumhülltes Kokon zurück und tritt schließlich als beflügelte Ameisenjungfer den letzten Schritt seines Lebenszyklus an.

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Christian Lüttmann
Stand: 24.03.2017

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Inhalt des Dossiers

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