Anzeige
Biotechnologien

Mit Äpfeln fing es an

Wie die ersten Klone entstanden

Einer wie der andere: Äpfel waren die ersten Klone. © RUB/ Schirdewahn

Der Begriff des „Klons“ lässt sich zurückverfolgen bis ins Jahr 1903. Er tauchte zuerst in der Pflanzenzucht auf und meint die ungeschlechtliche Erzeugung von Pflanzen. „Äpfel waren die ersten Klone“, erklärt die Wissenschaftshistorikerin Christina Brandt. „Es ging um ökonomische Vorteile, eine neue Industrie.“ Erste Patente auf geklonte Nutzpflanzen wurden in den USA in den 1930er-Jahren angemeldet.

Viel später erst, in den 1950er-Jahren, bedienten sich Embryologen des Klon-Begriffs. Sie arbeiteten an einer Frage, die viel weiter zurückreicht – bis in die 1880er- und 1890er-Jahre: Verliert der Zellkern während der Embryonalentwicklung Informationen? Um diese Frage zu klären, entwickelten Forscher in den USA und Großbritannien eine neue Technik.

Durchbruch mit dem Krallenfrosch

John Gurdon, der 2012 gemeinsam mit Shinya Yamanaka mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde, schaltete den Zellkern in den Eizellen von Krallenfröschen aus und fügte den Zellkern einer anderen, ausdifferenzierten Froschzelle ein. Trotzdem entwickelte sich der Embryo normal. Der Frosch war geklont.

Der Afrikanische Krallenfrosch ist ein Modellorganismus der Embryologen – und war das erste geklonte Tier. © Museoftheviolets/ CC-by-sa 3.0

So gelang es in den 1960er-Jahren nachzuweisen, dass der Zellkern seine Informationen eben nicht verliert, sondern über die gesamte Lebensdauer des Frosches behält. „Das war Grundlagenforschung“, unterstreicht Christina Brandt. „Es ging nicht darum, identische Individuen herzustellen.“

Während die Community der Embryologen noch über die Ergebnisse von John Gurdon debattierte – man war sich über ihren Status noch nicht sicher, da der ursprüngliche Zellkern nicht entfernt, sondern nur ausgeschaltet worden war –, griffen andere Fachkreise das Wissen um die neue Technik auf und begannen, weitreichende Zukunftsvisionen zu entwickeln.

Anzeige
  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. weiter

Meike Drießen / RUBIN
Stand: 11.11.2016

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wie es zum Klonschaf Dolly kam
Eine Wissenschaftshistorikerin auf der Spur des Klonens

Mit Äpfeln fing es an
Wie die ersten Klone entstanden

Klonen wird publik
Zwischen Aufbruch und Angst

30 Jahre alte Technik
Warum Dolly nicht schon früher entstand

Detektivin auf der Spur des Wissens
Interview mit Christina Brandt

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Klonen macht doch nicht alt
Studie an betagten Klonschafen widerlegt Sorge um vorzeitige Alterung durchs Klonen

Erste Stammzellen aus einem Klon-Embryo
Forscher überwinden entscheidende Hürde zum therapeutischen Klonen

Forscher klonen einen ausgestorbenen Frosch
40 Jahre eingefrorenes Erbgut entwickelt sich in fremder Eihülle zu lebenden Embryonen

Klon-Maus aus der Kälte
Japanischen Forschern gelingt Klonen aus 16 Jahre lang eingefrorenen Zellen

Menschlicher Embryo aus Hautzellen geklont
Kalifornische Biotech-Firma meldet Durchbruch in der menschlichen Klonforschung

Dossiers zum Thema

Chimären - Künstliche Mensch-Tier-Mischwesen: Hybris oder Chance?