Anzeige
Zoologie

Vermehrung mit Folgen

Muntjaks als Schädlinge?

Die Zwergmuntjaks profitieren davon, dass sie sich – anders als andere Hirscharten – das ganze Jahr über vermehren und schon mit 36 Wochen geschlechtsreif werden. Bereits nach zwei Monaten sind die Kitze entwöhnt. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn beträgt zudem bis zu zwölf Jahre. Die Vielzahl von Generationen seit ihrer ersten Freilassung in England macht damit den ursprünglichen genetischen „Flaschenhalseffekt“ vergessen.

Muntjak-Kitze wachsen schnell heran und werden schon mit 36 Wochen geschlechtsreif. © Packa/ CC-by-sa 3.0

Den Zwerghirschen kommt zudem das atlantische, vom Golfstrom geprägte Klima Großbritanniens sehr entgegen: Die aus den Subtropen stammenden Tiere brauchen milde Winter, die es dort in der Regel gibt. Zudem fressen sie liebend gern Wintergetreide, was zumindest in Westeuropa breitflächig angebaut wird.

Schäden für Natur und Landwirtschaft

Die Ausbreitung der Muntjaks hat auf der Insel längst zu erheblichen wirtschaftlichen und ökologischen Schäden geführt. Die Forscher führen als Beispiele Kollisionen der Zwerghirsche mit Autos an – geschätzt 15.000 pro Jahr. Die Muntjaks übertragen zudem, wie manche andere Wildtiere, die Erreger von Rinder-Tuberkulose und Maul-und-Klauenseuche. Dazu kommen Ernteschäden bei Bauern und der Rückgang der Bodenvegetation in Wäldern.

Muntjaks fressen vor allem Laub, aber auch Rinde, Früchte und sogar Vogelgelege. © Alfonsopazphoto /CC-by-sa 3.0

Der Bodenvegetation und Waldverjüngung schaden die Zwergmuntjaks nach dem heutigen Stand der Forschung aber erst nachhaltig, wenn die Populationsdichte 25 und mehr Individuen je Quadratkilometer erreicht. Werden die einzelgängerischen, sich meist im Dickicht verbergenden Muntjaks jedoch nicht bejagt, können sie Populationsdichten von 20 bis 120 Tieren je Quadratkilometer erreichen.

Muntjaks sind eher Laub-Äser als Grasfresser. Zu ihrer Kost zählen neben Blättern, Trieben, Samen, Rinden aber auch Blumen, Früchte – vor allem Brombeeren – und sogar die Gelege bodenbrütender Vögel. In Großbritannien sollen Muntjaks laut Untersuchungen für den lokalen Rückgang von Nachtigallen, Drosseln und Gartengrasmücken mitverantwortlich sein.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter

Kai Althoetmar
Stand: 08.07.2016

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kleiner Hirsch, großes Problem
Asiatische Muntjaks breiten sich in Europa aus

Rasanter Siegeszug
Wie sich die Muntjaks über Großbritannien ausgebreitet haben

Ein paar Pioniere genügen
Der "Flaschenhals" ist nicht immer ein Problem

Vermehrung mit Folgen
Muntjaks als Schädlinge?

Außenseiter-Vorteile
Wenig Nischen-Konkurrenz und wenig Feinde

Muntjaks auch bei uns?
Die Zwerghirsche breiten sich auch auf dem Kontinent aus

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Rotfeuerfische erobern das Mittelmeer
Exotischer Giftfisch aus dem Roten Meer breitet sich immer weiter aus

"Raupe Nimmersatt" breitet sich aus
Invasive Zickzack-Blattwespe wandert von Osten nach Deutschland ein

Europa: Invasion der Schneckenfresser
Ein räuberischer Plattwurm wird zur Bedrohung für heimische Regenwürmer und Schnecken

Rhein: Eingeschleppte Fische brachten Parasiten mit
Im Magen von Grundeln eingewanderter Wurm bedroht nun auch heimische Fische

Schiffsdaten zeigen Routen der Bioinvasion
Computermodell ermöglicht quantitative Voraussage von Artenausbreitung

Dossiers zum Thema