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Phänomene

Training für den Ernstfall

Der Fötus beginnt sein Eigenleben

Nach drei Monaten im Mutterleib ist das ungeborene Kind aus dem Gröbsten raus. Seine Organe sind jetzt alle vorhanden und müssen nur noch wachsen und heranreifen. Aus dem Embryo ist ein Fötus geworden – und der entwickelt sich rasant. Bis zum sechsten Monat wächst das Ungeborene von jetzt rund sechs Zentimetern bis auf eine Größe von gut 25 Zentimetern heran.

Modell eines zwölf Wochen alten Ungeborenen - es besitzt schon alle Organe und muss nur noch wachsen und reifen. © Bill Davenport/ freeimages

Rudern, lutschen, Pipi machen

Das Herz beginnt zu schlagen, erste Haare wachsen, die Greifreflexe bilden sich aus und das Ungeborene beginnt, sich zu bewegen. Im Ultraschall ist nun sichtbar, dass das Ungeborene mit den Armen und Beinen rudert, sich zwischendurch streckt und sogar am Daumen lutscht. Auch das Gesicht beginnt es im vierten Monat bereits zu verziehen.

Etwa um diese Zeit fängt der Fötus nun auch an, Fruchtwasser zu „atmen“: Er saugt die Flüssigkeit durch Zwerchfellbewegungen in die Lunge und den Darm. Das hilft dabei, diese Organsysteme auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten. Und auch das Pinkeln funktioniert schon bestens: Das Ungeborene gibt das geschluckte Fruchtwasser zusammen mit Abfallstoffen als Urin wieder nach außen ab. Damit es nicht ständig im eigenen Urin schwimmt, wird das Fruchtwasser vom Körper der Mutter alle zehn bis zwölf Stunden komplett ausgetauscht.

Ultraschall-Aufnahme eines Ungeborenen beim Gähnen © Reissland et al. / PloS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0050569

Herzhaftes Gähnen

Etwa ab der 20. Woche kann man beim Ungeborenen ein Verhalten beobachten, das wir nur zu gut kennen: Es gähnt. In hochauflösenden Ultraschall-Aufnahmen ist gut zu erkennen, wie das Kind langsam den Mund sehr weit aufreißt, ihn einen Moment offen lässt und dann zügig wieder schließt. Im Durchschnitt sechs Mal in der Stunde kann das Ungeborene auf diese Weise gähnen, wie Forscher 2012 herausfanden.

Aber warum macht das Ungeborene das? Schließlich atmet es noch nicht und muss daher auch nicht durch einen tiefen Gähnatemzug Sauerstoff tanken. „Im Gegensatz zu uns tun sie dies auch nicht, weil sie müde sind“, erklärt Nadja Reissland von der University of Durham. Stattdessen scheint dieses Verhalten mit der Reifung des Nervensystems und Gehirns beim Fötus verknüpft zu sein. Denn gegen Ende der Schwangerschaft wird das Gähnen seltener.

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Nadja Podbregar
Stand: 13.05.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Im Mutterleib
Das geheime Leben des ungeborenen Kindes

Startschuss und Symmetriebruch
Vom Zellklumpen zu den ersten Organen

Training für den Ernstfall
Der Fötus beginnt sein Eigenleben

Feinschmecker im Fruchtwasser
Der Geschmack entwickelt sich als erstes

Achtung, Fötus hört mit!
Musik und Sprache prägen das Kind schon im Mutterleib

Kleine Effekte - große Wirkung
Wie vorgeburtliche Einflüsse uns prägen

Zwischen Symbiose und Fremdkörper
Wenn Kindeszellen die Mutter "entern"

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