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Medizin

„Weizen macht krank“

Der Mythos vom bösen Getreide

Getreide ist der neue Feind – allen voran Weizen. Zumindest wenn es nach manchen Ernährungsgurus geht, macht das Getreide dick, doof oder ganz allgemein krank. Vor allem das im Weizen und vielen anderen Getreidearten enthaltene Klebereiweiß Gluten ist in jüngster Zeit immer stärker in Verruf geraten. Glutenfrei ist die neue Gesundheitsformel.

Die Mehrheit verträgt Getreide

Getreide ist besser als sein Ruf - solange es Vollkorn ist © freeimages/ Michael Iluchine

Sinnvoll ist die allerdings nicht. Denn Getreide und Gluten schaden der Gesundheit der meisten Menschen überhaupt nicht. Anders als Vertreter von sogenannten Steinzeitdiäten behaupten, haben wir uns im Laufe unserer Evolution erfolgreich an den Verzehr von Getreide angepasst.

Zwar gibt es Menschen, die Gluten nicht vertragen. Sie leiden an einer Zöliakie und müssen ein Leben lang auf das Eiweiß verzichten. Betroffen davon ist allerdings nur rund ein Prozent der Bevölkerung. Darüber hinaus kann Weizen auch eine Nahrungsmittelallergie auslösen – ähnlich wie Erdnüsse oder Soja.

Wertvolle Nährstoffe in Weizen & Co

„Gesunden Menschen hilft eine glutenfreie Ernährung allerdings nicht“, sagt Maria Boumezag von der Deutschen Zöliakiegesellschaft. „Es ist einfach sinnlos und teuer.“ Hinzu kommt: Nur weil ein Produkt mit dem Label „glutenfrei“ versehen ist, ist es nicht unbedingt gesund.

Wer Gluten verträgt und trotzdem darauf verzichtet, lässt außerdem Lebensmittel weg, die für den Körper wertvoll sind. Getreide ist nämlich viel besser als sein Ruf – solange es Vollkorn ist. Gerade im ungeschälten Korn von Weizen, Hafer & Co stecken neben Kohlenhydraten zahlreiche gesunde Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe.

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Fastfood enthält viele leere Kohlenhydrate © iStock.com/ wildpixel

30 Gramm Ballaststoffe aus Brot, Getreideflocken, Nudeln oder Reis gelten als die empfohlene Tagesdosis für einen Erwachsenen. Eine ausreichende Zufuhr mindert die Risiken für verschiedene Krankheiten. Wird das Getreide industriell stark verarbeitet, gehen diese wertvollen Inhaltsstoffe allerdings verloren und außer leeren Kohlenhydraten bleibt nichts übrig.

Die Menge machts

Wegen unseres Hangs zu verarbeiteten Lebensmitteln voller Kohlenhydrate ist vermutlich auch das Vorurteil vom Dickmacher Weizen entstanden. Wer Donuts, Tiefkühlpizza oder weißes Toastbrot im Übermaß verzehrt, nimmt zu. Das liegt aber nicht per se am Weizen, sondern an der Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate.

Experten empfehlen Abnehmwilligen deshalb, weniger Kohlenhydrate zu essen und auf gering verarbeitete Nahrung zu setzen. Vollkorngetreide muss für den Erfolg nicht vom Speiseplan verbannt werden.

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Daniela Albat
Stand: 15.04.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ernährungs-Mythen
Essens-Irrtümer im Faktencheck

"Vegetarier ernähren sich gesünder"
Wie schädlich ist Fleisch wirklich?

"Weizen macht krank"
Der Mythos vom bösen Getreide

Vitamine: "Je mehr desto besser"
Warum hochdosierte Vitaminpräparate unnütz sind

"Milch ist schädlich"
Pauschale Angst vor Kuhmilch ist unbegründet

"Schokolade macht glücklich – und ist gesund"
Kakaohaltige Süßigkeit taugt nicht als Medizin

Honig, Agavendicksaft & Co: "Gesunder Zuckerersatz"
Auch alternative Süßmacher haben es in sich

"Light-Produkte sind gut für die schlanke Linie"
Über ein falsches Versprechen

"Low-Carb ist besser als Low-Fat"
Warum die Diätform für den Abnehmerfolg egal ist

"Maßvoller Alkoholkonsum ist gesund"
Die Mär vom lebensverlängerndem Gläschen

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