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Raumfahrt

Steinreich

Seltene Metalle im Asteroidengestein

Asteroiden verursachen regelmäßig Schlagzeilen, wenn sie sich der Erde nähern: Wie groß ist das Risiko eines Einschlags? Was passiert, wenn tatsächlich mal ein solcher Brocken auf die Erde stürzt? Und was können wir dagegen unternehmen? Viele astronomische Studien beschäftigen sich daher mit den eher bedrohlichen Aspekten von Asteroiden.

Asteroid 433 Eros, aufgenommen von der Raumsonde NEAR Shoemaker aus 200 Kilometern Entfernung © NASA/JPL/JHUAPL

Doch die Fels- und Eisbrocken aus dem All halten viel mehr bereit: Ähnlich wie Kometen sind sie Überbleibsel aus der Frühzeit unseres Sonnensystems. Sie bestehen aus Material, das sich nie oder nur in Ansätzen zu einem Planeten zusammenballen konnte. Wie die Asteroiden zusammengesetzt sind, verrät uns daher viel über die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems und der Planeten. Allein wissenschaftlich haben Asteroiden also einen hohen Wert.

20 Milliarden Tonnen Edelmetall

Aufgrund ihres Gesteins sind sie aber auch materiell äußerst wertvoll: Darin kommen viele Metalle vor, die auf der Erde sehr selten sind. Über den Asteroiden Eros beispielsweise fand die NASA-Sonde „NEAR Shoemaker“ im Jahr 2001 heraus, dass er geschätzte 20 Milliarden Tonnen an verschiedenen Metallen enthält, darunter Aluminium und die seltenen Edelmetalle Gold und Platin.

Das ist mehr, als die Menschheit bislang in ihrer Geschichte aus der Erde geholt hat. Dabei ist der annähernd wie eine Banane geformte Eros gerademal knapp 35 Kilometer lang und elf Kilometer dick. Für die Industrie sind Gold und Platinmetalle wichtig für die Mikroelektronik oder als chemische Katalysatoren. Auf derartig metallreichen Asteroiden eine Art Bergbau im Weltall zu betreiben, könnte viele Rohstoffprobleme der Erde lösen.

Eros gehört aufgrund seiner Zusammensetzung zu den Asteroiden vom S-Typ. Das S steht offiziell für „silikatreich“, umgangssprachlich aber auch oft für „steinig“. Knapp ein Fünftel der bekannten Asteroiden fallen in diese Gruppe. Sogar noch reicher an Metallen sind die Asteroiden vom M-Typus, die allerdings seltener sind. Der Name deutet die reichen Vorräte bereits an: Das M steht für „metallisch“.

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K-T-Grenze mit Iridium-Anomalie in der hellen Schicht in der Mitte © Eurico Zimbres (CC BY-SA 3.0)

Iridium-Anomalie bezeugt Metall-Reichtum

Diese Brocken bestehen fast aus reinem Metall. Hauptbestandteil sind zwar die auch auf der Erde häufigen Metalle Eisen und Nickel. Diese zur Erde zu bringen wäre verschwendete Energie, doch für die Raumfahrt sind sie mögliche Rohstoffe, die nicht erst teuer von der Erde ins All verfrachtet werden müssten.

Daneben enthalten M-Asteroiden auch noch wahre Schätze: Die Konzentration an Edelmetallen wie Platin und Iridium ist um ein Vielfaches höher. Indirekt sind solche Asteroiden auch für viele auf der Erde abgebaute Metalle Art verantwortlich: Beispielsweise entstanden praktisch alle bekannten Lagerstätten von Iridium-Erzen aus Einschlägen von Meteoriten.

Besonders deutlich wird dies an der sogenannten Iridium-Anomalie: In der Gesteinsschicht, anhand derer Geologen die Kreidezeit von der Zeit des Paläogen abgrenzen, existiert tausendmal mehr Iridium als in der sonstigen Erdkruste. Dieses Iridium geht vermutlich auf den Meteoriten zurück, der vor 66 Millionen Jahren mitverantwortlich für den Untergang der Dinosaurier war. Nach dessen gewaltigem Einschlag verteilte es sich mit dem Staub um die ganze Erde und ist nun fast überall nachweisbar, wo diese Grenzschicht sichtbar wird.

Fragment des grönlandischen Cape York Meteoriten, Bruchstück eines metallischen Asteroiden (ausgestellt vor dem Geologischen Museum Kopenhagen) © Wikimedia Commmons / FunkMonk (CC BY-SA 3.0)

Eisen vom Himmel

Historisch waren solche metallischen Meteoriten möglicherweise die erste spärliche Quelle für metallisches Eisen, die Menschen noch vor Beginn der Eisenzeit nutzen konnten. Ein Beispiel dieses „Sterneneisens“ ist der nach seinem Fundort auf Grönland benannte Cape York Meteorit. Die in dessen Nähe siedelnden Inuit verwendeten das Metall aus dem Meteoriten jahrhundertelang für Werkzeuge und Pfeilspitzen.

Neben hauptsächlich Eisen und etwas Nickel enthält dieser Meteorit auch die Metalle Germanium, Gallium und Iridium in deutlich höheren Mengen als sie in irdischen Erzen vorkommen. Seine Iridium-Konzentration ist über hundertmal größer als in der Iridium-Anomalie, und zehntausendmal höher als der Durchschnittswert der Erdkruste.

Doch darauf zu warten, dass ein metallreicher Asteroid als Meteorit auf der Erde einschlägt, ist nicht besonders wirtschaftlich. Darum sind die Asteroiden selbst ein verlockendes Ziel für den Abbau dieser Metalle.

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Ansgar Kretschmer
Stand: 04.12.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bergbau im Weltall
Asteroiden-Mining als Rohstoffquelle

Steinreich
Seltene Metalle im Asteroidengestein

Tankstellen im Asteroidengürtel?
C-Typ-Asteroiden liefern Wasser und Treibstoff

Asteroiden vor unserer Haustür
Raumsonden erforschen erdnahe Asteroiden

Roboter als Weltraum-Bergarbeiter
Automatisierter Abbau statt bemannter Missionen

Unternehmen in den Startlöchern
Ist der Abbau auch wirtschaftlich machbar?

Zukunftsvisionen
Asteroiden-Mining in der Science-Fiction

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