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Anthropogeographie

Nicht nur Nomaden

Die unbekannte Seite der Mongolen

Mongolensturm und Reiterhorden, wilde Gestalten auf kleinen schnellen Pferden und dazu ein bärtiger Anführer, von dem mehr in Legenden als in historisch verbürgten Berichten die Rede ist. So oder ähnlich überdauerte das Bild der Mongolen, die einst das größte zusammenhängende Reich der Erde ihr Eigen nannten, die Jahrhunderte. Ihr Herrscher Dschingis Khan gehört bis heute zu den bekanntesten Mongolenführern überhaupt.

Dschingis Khan gründete Karakorum im Jahr 1220. © historisch

Stadt statt Reiterlager

Doch schaut man genauer hin, bot die Kultur der spätnomadischen Mongolen viel mehr als nur die gefürchteten Reiterkrieger. Man sieht geplante Städte, eine ausgefeilte Verwaltung, ein hohes Bildungsniveau und eine sehr modern anmutende Religions- und Sprachenpolitik.

„Karakorum ist eine geplante Stadt, 1220 nach Christus wurde sie von Dschingis Khan gegründet“, erzählt Christina Franken, Leiterin der Forschungsstelle Ulaanbaatar des Deutschen Archäologischen Instituts. „Unter seinem Sohn Ögedei Khan wurde sie zur internationalen Metropole.“ Der Bau der Stadt mitten in der Steppe dauerte bis 1256. „In dieser Zeit verwandelte sich die mongolische Herrschaft von einem labilen kriegerischen Gebilde in einen geordneten, stabilen Staat“, räumt Franken eine der gängigen Zuschreibungen aus.

Ögedei Khan, der Sohn und Nachfolger des Dschingis Khan brachte Karakorum zur Blüte. © historisch

Ausgeklügelte Verwaltung

Lange war das Bild der Mongolen geprägt vom großen Mongolensturm, in dem sie auf ihren wendigen Pferden und mit neuen unbekannten Kriegstechniken über die damals bekannte Welt hinweg fegten. Der Welt außerhalb des Mongolischen Reiches war unterdessen entgangen, dass sich auf den Trümmern der zerstörten Länder eine neue, ausgeklügelte Gesellschafts- und Staatsordnung etabliert hatte, die von einer verblüffenden Friedfertigkeit geprägt war.

Deren Wesen war eher ein buchhalterisch-kommerzielles, das sich um Steuern, Zölle, Bewässerungsgräben kümmerte, um die Sicherheit seiner Straßen, Handelswege und Untertanen. Zudem hatten die Mongolen damals schon ein reichsumfassendes Verwaltungsnetzwerk aufgebaut, das seinesgleichen suchen musste.

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Erste umfangreiche Kunde vom sagenumwobenen Karakorum brachte erst der flämische Franziskanermönch Wilhelm von Rubruk nach Europa. Wilhelm hielt sich dort unter der Herrschaft Möngke Khans von 1254 bis 1255 auf. Seine Beschreibungen geben einen ersten Einblick in das Leben in der Hauptstadt der Mongolen zur Zeit Dschingis Khans und seiner Söhne.

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Deutsches Archäologisches Institut
Stand: 13.11.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Dschingis Khans Hauptstadt
Archäologen erforschen die alte Mongolen-Metropole Karakorum

Nicht nur Nomaden
Die unbekannte Seite der Mongolen

Zwischen Berg und Seidenstraße
Die Lage von Karakorum und ihre Bedeutung

Weltoffene Metropole
Die Mongolen-Hauptstadt als Schmelztiegel

Buddhas, Kirchen und Moscheen
Bauwerke spiegeln die Religionsfreiheit wider

Der Niedergang
Das Ende von Karakorum

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