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Phänomene

Jungbrunnen Oxytocin?

Kuschelhormon gegen Muskel- und Knochenalterung

Angstlöser, Schlankmacher – und nun auch noch Jungbrunnen? Der segensreichen Wirkungen des Kuschelhormons scheinen kein Ende zu haben. Denn möglicherweise wirkt das Oxytocin sogar als Anti-Aging-Mittel für unsere Muskeln. Hinweise darauf fanden US-Forscher bei Experimenten mit Mäusen.

Typisch für das hohe Alter ist das Nachlassen der Muskelspannkraft und der -heilung. © freeimages

Was ist das Anti-Aging-Elixier?

Wenn wir älter werden, lässt auch die Spannkraft unserer Muskeln nach. Sie werden schlaffer, verlieren an Muskelmasse und auch Schäden werden nur noch langsam und unvollständig repariert. Studien deuten jedoch darauf hin, dass dieser Alterungsprozess rückgängig gemacht werden kann, wenn man alte Muskeln in jungem Blut kultiviert. Das spricht dafür, dass es im jungen Körper bestimmte Stoffe gibt, die die Muskeln fit halten. Aber welche dies sind, ist bisher unbekannt.

„Die meisten bisher entdeckten Moleküle, die die Gewebe-Regeneration ankurbeln, fördern leider auch Krebs“, erklärt Irina Conboy von der University of California in Berkeley. „Wir suchen daher nach einem Molekül, das zwar alte Muskeln und andere Gewebe verjüngt, aber das Krebsrisiko nicht erhöht.“ Auf der Suche nach geeigneten Kandidaten nahmen die Forscher auch Oxytocin genauer unter die Lupe.

Oxytocin reaktiviert die Muskel-Regeneration

Dabei stellten sie fest: Während bei jungen Mäusen noch jede Menge Oxytocin im Blut und in den Muskeln zirkuliert, nimmt sein Gehalt bei älteren Tieren immer weiter ab. Das allein allerdings muss noch nichts heißen. Doch dann machten die Forscher einen Test, bei dem sie alten Mäusen einige Tage lang Oxytocin spritzten und ihnen während dieser Zeit eine kleine Verletzung an einem Muskel zufügten.

Skelettmuskel-Fasern im Längssschnitt © Rollroboter/ CC-by-sa 3.0

Wie sich zeigte, wirkte das Kuschelhormon wie ein Anti-Aging-Mittel: Die Muskeln verheilten bei den alten Mäusen fast so gut und schnell wie bei jungen Tieren. Erhielten dagegen junge Mäuse zusätzliches Oxytocin, beschleunigte sich ihre ohnehin schnellere Regeneration nicht weiter. „Das ist gut, denn es demonstriert, dass zusätzliches Oxytocin zwar alte Stammzellen reaktiviert, aber sie nicht unkontrolliert zur Teilung anregt“, sagt Conboys Kollegin Wendy Cousin.

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Hormontherapie gegen das Altern?

Als nächstes züchteten die Forscher Mäuse, bei denen das Gen für Oxytocin komplett deaktiviert war. Diese Tiere fehlte dadurch jegliches Kuschelhormon in den Muskeln oder anderswo. Interessanterweise wirkte sich dies bei den Jungtieren zunächst nicht auf die Muskeln aus. Doch als die Mäuse erwachsen wurden, traten bei ihnen schon früh Anzeichen für eine vorzeitige Altersschwäche der Muskeln auf.

Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass Oxytocin nicht nur auf Verhalten und Gehirn wirkt, sondern auch eine wichtige Rolle als Anti-Aging-Mittel für unsere Muskeln spielen könnte. Ähnliches könnte für unsere Knochen gelten. Denn in früheren Studien haben die Wissenschaftler bereits Hinweise darauf entdeckt, dass das Kuschelhormon auch der Osteoporose entgegenwirkt.

Möglicherweise, so sagt Cousin, könnte Oxytocin sogar als Hormontherapie gegen diese Symptome des Alterns eingesetzt werden. Das allerdings sind bisher nur Zukunftsträume, noch ist die Forschung zum Kuschelhormon lange nicht weit genug.

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Nadja Podbregar
Stand: 17.07.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Oxytocin
Ein Kuschelhormon mit vielen (Neben-) Wirkungen

Bindung als Droge
Wie Oxytocin uns treu macht

Hormonell zum Höhepunkt
Warum der Orgasmus ohne Oxytocin nur halb so schön ist

Rosa Brille
Oxytocin gegen Angst und Misstrauen

Antenne für soziale Signale
Die Rolle des Oxytocins für Empathie und Autismus

Der Nüchternmacher
Verblüffende Wechselwirkung von Oxytocin und Alkohol

Kuschelhormon als Schlankmacher?
Weniger Kalorien dank Oxytocin

Jungbrunnen Oxytocin?
Kuschelhormon gegen Muskel- und Knochenalterung

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