Anzeige
Medizin

Vom Schnappschuss zum Film

Die nächsten Ziele der HIV-Forscher

Derzeit versuchen die Heidelberger Forscher, einen geeigneten Farbstoff so geschickt im Virusinneren zu positionieren, dass sich seine Verteilung im Zuge der Virusreifung ändert. Dann könnten sie den Zeitverlauf des Reifungsprozesses mit hochauflösender Fluoreszenzmikroskopie verfolgen. Daneben entwickeln sie auch Markierungsstrategien, die den Reifungsprozess durch eine Farbänderung anzeigen sollen.

Mit dem Elektronenmikrokop gelingen nur Momentaufnahmen der Virenreifung, hier HI-Viruspartikel auf einer T-Zelle. © National Institutes of Health (NIH)

Schnappschüsse mit dem Elektronenstrahl

Wenn wir die strukturellen Umlagerungen im Detail charakterisieren wollen, geht es allerdings nach wie vor nicht ohne Elektronenmikroskop. Da das nur Momentaufnahmen liefert, brauchen wir eine Methode, mit der wir den Start der Reifung genau definieren können. Gemeinsam mit dem Labor von Jan Konvalinka von der Karls-Universität in Prag arbeiten die Heidelberger Forscher derzeit an einem chemischen Schalter, mit dem sich die HIV-Reifung schnell und gezielt auslösen lässt.

Aus einer Serie von Momentaufnahmen – in kurzen Abständen nach dem „Startschuss“ aufgenommen – könnte dann sogar ein Film werden, der im molekularen Detail zeigt, wie ein infektiöses HI-Virus entsteht.

Virenforschung geht nur ganzheitlich

Wie aus diesem Überblick deutlich wird, lassen sich die Vorgänge im Lebenszyklus von HIV nicht allein mit traditionellen virologischen oder biochemischen Methoden aufklären. Unsere Forschung profitiert deshalb von der engen Zusammenarbeit mit Strukturbiologen, Chemikern, Physikern, Spezialisten für die Bildauswertung und Bioinformatikern.

Darüber hinaus existiert ein Virus ja nicht als eigenständige Einheit, sondern nur gemeinsam mit seinem Wirtsorganismus. Ein wirkliches Verständnis lässt sich daher nur erreichen, wird die genaue Sicht aufs Detail in größere Zusammenhänge integriert. Das Zusammenführen von Erkenntnissen, die sich aus dem „Einzoomen“ ins Kleinste und aus dem „Auszoomen“ auf komplexe Gesamtsysteme ergeben, ist das Ziel des neuen Sonderforschungsbereichs SFB 1129 der Universität Heidelberg, an dem auch unsere Arbeitsgruppe beteiligt ist.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. weiter

Barbara Müller, Universitätsklinikum Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 09.01.2015

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Zellpiraten auf der Spur
Wie das HI-Virus Zellen entert

Angriff mit Paradox
Warum die Virenhülle stabil und instabil zugleich sein muss

Montage eines Zellpiraten
Der Zyklus des HI-Virus in der Zelle

Auf die Reife kommt es an
Wie sich das Virus auf die Infektion vorbereitet

Umparken im Parkhaus
Warum die Entschlüsselung so schwierig ist

Das Unsichtbare sichtbar machen
Wie lassen sich Viren bei ihren Aktionen beobachten?

Ein Doughnut aus Licht
Mit STED-Mikroskopie dem HI-Virus auf der Spur

Vom Schnappschuss zum Film
Die nächsten Ziele der HIV-Forscher

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

HIV-Pandemie begann in Kinshasa
Afrikanische Großstadt war bereits ab 1920 eine Brutstätte für die Pandemie

So kommt HIV in die Zelle
Neu entdecktes Protein könnte alternativer Angriffspunkt in der Therapie werden

Aufgerüstete Stammzellen bekämpfen HIV
Genmanipulierte Abwehrzellen suchen und töten das Aidsvirus im Körper

HIV: Neue Impfstoffe erfolgreich an Affen getestet
Erste klinische Studien am Menschen sollen demnächst beginnen

Dossiers zum Thema

AIDS - Auf der Suche nach der Wunderwaffe