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Naturereignisse/Naturkatastrophen

Verborgene Gefahr

Der Bárðarbunga wird wieder aktiv

An der Oberfläche der riesigen Eiskappe des Vatnajökull scheint alles ruhig und vor allem kalt – doch dieser Eindruck täuscht. Unter der Eisdecke des größten Gletschers Europas brodelt es. Hier, im Zentrum der Vulkaninsel, treffen der isländische Hot Spot und die langgestreckte vulkanische Zone des mittelatlantischen Rückens zusammen. Das Ergebnis: Ein gewaltiges Netz aus Schloten, Kratern und unterirdischen Magmakanälen, das sich über Kilometer hinzieht.

Bárðarbunga und Grimsvötn bilden ein ausgedehntes Vulkansystem unter dem Gletscher Vatnajökull © NASA

Vernetztes System

Unter dem Vatnajökull liegen nicht nur die höchsten, sondern auch die aktivsten Vulkane Islands. Das 190 Kilometer lange Bárðarbunga- und Grimsvötn-System gehört zu den produktivsten der Insel. Das Magma aus diesem Reservoir hat einige der größten Eruptionen Islands gespeist, darunter auch den gewaltigen Ausbruch des Laki im Jahr 1783. Aber auch der Bárðarbunga hat einiges an Superlativen zu bieten: Sein größter Ausbruch vor rund 500 Jahren gilt als der größte Vulkanausbruch der letzten 10.000 Jahre – weltweit.

Typischerweise wechseln sich bei den Gletschervulkanen Zentralislands Zeiten der relativen Ruhe mit Perioden erhöhter vulkanischer Aktivität ab. Während der aktiven Zeiten strömt Magma aus den Tiefen des Erdmantels in die großen Magmenkammern im Untergrund. Über die zahlreichen Kanäle und Gräben des Systems kann sich das glühende Gestein von den zentralen Kammern bis zu den Ausläufern des Vulkansystems ausbreiten. Der Bárðarbunga steht jedoch auch über dieses System hinaus mit dem Vulkan Krafla im Norden der Insel in Verbindung: Bläht sich der eine durch Magameinstrom auf, schrumpft der andere.

Trügerische Ruhe: Unter dem hier sichtbaren westlichen Teil des Vatnajökull liegt der Bárðarbunga. © gemeinfrei

Ein Vulkanriese erwacht

Und nun ist der Bárðarbunga wieder erwacht. Seit dem 16. August 2014 zittert die Erde rund um das Vulkansystem fast kontinuierlich – ein Zeichen dafür, dass im Untergrund Magma aufsteigt oder sich zumindest bewegt. Am 25. August registrierten Forscher des isländischen Vulkanologischen Instituts sogar Erdstöße der Magnitude 5,7 unter dem Vatnajökull-Gletscher. Seither hat die Intensität und Dichte der Beben kaum abgenommen.

Bis zu 700 Beben innerhalb weniger Stunden registrieren die Seismometer des automatischen Messnetzes. Die meisten von ihnen haben Epizentren, die ein ganzes Stück nördlich der Bárðarbunga-Caldera liegen. Sie ziehen sich in einer Linie quer durch den Rand der Eiskappe. Vulkanologen schließen daraus, dass Magma entlang eines der unterirdischen Kanäle nach Norden vorgedrungen ist und sich in Richtung der Erdoberfläche durchschmilzt. Doch auch direkt am Rand der Bárðarbunga-Caldera gibt es immer Erdbeben, vereinzelt erreichen diese Magnitude 5 und höher.

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Trichter und Risse im Eis des Vatnajökull, aufgenommen am 30.08.2014. © University of Iceland / Þórdís Högnadóttir

Trichter im Eis

Am 27. August dann wird zum ersten Mal ein Zeichen der vulkanischen Aktivtät an der Oberfläche sichtbar: Vulkanologen entdecken bei einem Überflug des Gletschergebiets südlich der Bárðarbunga-Caldera mehrere neu entstandene, etwa zehn bis 15 Meter tiefe Trichter im Eis. An diesen Stellen ist das Eis teils geschmolzen und abgesackt, Wasserdampf steigt auf. Unter dem Eis muss es demnach eine Hitzequelle geben.

Nach Ansicht der Forscher könnten sie vielleicht durch eine kleinere subglaziale Eruption des Vulkans hervorgerufen worden sein. Gleichzeitig ergeben Messungen, dass der Wasserspiegel im subglazialen Grimsvötn-See unter dem Gletscher um fünf bis zehn Meter gestiegen ist – wahrscheinlich durch einströmendes Schmelzwasser aus der Umgebung des Bárðarbunga.

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Nadja Podbregar
Stand: 04.09.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bárðarbunga erwacht
Kommt der große Ausbruch am isländischen Gletschervulkan?

Verborgene Gefahr
Der Bárðarbunga wird wieder aktiv

Lavafontänen am Gletscherrand
Der Ausbruch am Holuhraun

Droht ein großer Ausbruch?
Was könnte am Bárðarbunga geschehen?

Achtung Vulkanasche!
Warum ein Island-Vulkan halb Europa lahmlegen kann

Beben, Schmelzwasser und Dampf
Was passiert bei einem subglazialen Ausbruch?

Der große Jökulhlaup
Welche Gefahr bringt das Schmelzwasser einer Eruption mit sich?

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