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Anthropogeographie

Nachhaltigkeit als Überlebensprinzip

Die Buschleute der Kalahari

Die Buschleute werden zu den Wildbeuterkulturen gezählt. Sie leben vom Sammeln und Jagen, der ältesten Wirtschaftsform des Menschen. Erst seit ca. 10000 Jahren leben Menschen vom Anbau. Heute ist der Anteil der Sammler und Jäger auf gerade einmal 0,001 Prozent zurückgegangen.

Für die, die die Umwelt gut kennen, ist die Kalahari keineswegs öde und leer, sondern reich an Tieren und Pflanzen. Selbst in besonders trockenen Zeiten wissen die Buschleute noch, wo etwas Eßbares zu finden ist. Sie kennen über 200 Pflanzenarten, von denen 115 eßbar sind. Mit ihren Kenntnissen können sie fast überall im Trockengebiet Wasser finden.

Durch Analyse von Tierspuren finden sie den Weg zur Wasserstelle; Bodenformationen und Pflanzenreste weisen auf wasserspeichernde Wurzeln hin; bestimmte Pflanzen oder Insekten sind Indikatoren für die Nähe anderer, eßbarer oder wasserspeichernder Pflanzen. Mit hohlen Pflanzenstengeln saugen sie aus feuchtem Sand Wasser. Aus Tierspuren erhalten sie vielfältigste Informationen: Neben Tierart und Laufrichtung erkenn sie auch Alter und Gewicht des Tieres, ob es trächtig oder in Brunft ist und wie weit weg es ist, ob noch heute oder erst morgen zu erjagen.

60 bis 80 Prozent der Nahrung einer Buschleute-Gruppe wird von den Frauen gesammelt, sogenannte Buschkost, den Rest steuern die Männer durch Jagd bei. Buschkost besteht unter anderem aus Beeren, wasserspendenden Wurzeln, Melonen, Orangen, Honig und im Norden diversen Nüssen. Schon beim Sammeln und auf dem Weg teilen die Frauen der Buschleute das Gesammelte auf. Bei der Lagergruppe wird weiterverteilt, bis nichts mehr da ist, alle an der Ausbeute Anteil haben. Innerhalb von 48 Stunden ist alles verzehrt.

Die Männer der Buschleute jagen Raubtiere, Giraffen, Antilopen, Wildschweine, Springhasen, Strauße, Hühnervögel, Schildkröten, Schlangen, Termiten und Käfer. Sie jagen mit Pfeil und Bogen, dabei verwenden sie vergiftete Knochen-, Stein- oder Eisenspitzen oder auch Wurfstöcke und -keulen. Sie veranstalten Treibjagden, bei denen sie die Tiere einkesseln und mit Wurfspießen töten. Die Beute wird unter der gesamten Lagergruppe geteilt, zum Teil werden noch benachbarte oder fremde Gruppen zum „Essenhelfen“ geholt.

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Die Nahrung der Buschleute übertrifft die Empfehlungen der Vereinten Nationen für Menschen ihrer Größe und Statur, was den durchschnittlichen Gehalt an Kalorien und Proteinen betrifft. Sie enthält wenig Salz, gesättigte Fette und Kohlenhydrate und keinen Zucker; statt dessen viele ungesättigte Fette, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien. Von Kindern erwartet man keinen sicheren Beitrag zur Ernährung der Gruppe. Erst als junge Erwachsene werden sie für das Sattsein und Wohlergehen der Gruppe mitverantwortlich.

Ältere Leute genießen wegen ihrer Kenntnisse eine hohe Wertschätzung. Solange die Nahrungs- und Wasserlage es erlaubt, werden die alten von der Gruppe miternährt. Wenn eine Notsituation eintritt, werden sie notfalls zurückgelassen oder entscheiden sich, zum Sterben zurückzubleiben, um das Überleben der Jüngeren nicht zu gefährden.

Die Buschleute nehmen, was ihnen zur Verfügung steht und tragen Sorge, daß sie nie mehr der Mitwelt entnehmen, als während ihrer Abwesenheit nachwachsen kann. Für ihre Wirtschaftsweise brauchen sie also große Gebiete, denn in engen Grenzen wäre der Pflanzen- und Tierbestand schnell erschöpft. Die Bodenbauern rücken mit ihren Weiden und Siedlungen jedoch immer weiter in das Wildbeuterland vor, da es für sie keine deutlichen Spuren der Bewirtschaftung trägt und damit herrenlos ist.

Bis in die siebziger Jahre hinein lebten noch einige Gruppen von Buschleuten auf diese ursprüngliche Weise, inzwischen sind jedoch alle auf Farmen oder in Siedlungen seßhaft gemacht worden und leben von den kärglichen Löhnen der Hilfs- oder Saisonarbeit. In den Siedlungen halten einige Hühner oder legen Gärten an, ganz wenigen ist es gelungen, eine eigene winzige Ziegen- oder Rinderherde aufzubauen. Alles muß jetzt gegen Geld erworben werden: Handwerkliche Erzeugnisse, Getreide, Zucker und Salz, Geschirr, Kerzen, Stoffe, Kleidung und Decken sowie Schuhe.

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Stand: 22.02.2002

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Inhalt des Dossiers

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