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Geologie/physische Geographie

Auf der Gletscherautobahn

Wie das Eis die Landschaften prägte

Sand, Kies und Geröll: Milliarden Tonnen an Materialien schoben die Gletscher bei ihren Vorstößen während der Kaltzeiten vor sich her. Gesteinsbrocken, die beispielsweise in Skandinavien abgetragen wurden, fanden sich nach Rückzug der Eismassen manchmal viele hundert oder tausend Kilometer weiter südlich wieder. Wurden riesige Brocken mitgerissen, verloren sie auf ihrem Weg Richtung Süden häufig viel an Masse oder wurden sogar komplett zerrieben und abgelagert.

Vom Eiszeit-Gletscher mitgeschleppt: Schwanenstein auf der Insel Rügen © Lapplaender / CC-by-sa 2.0 de

Bis zu 50 Tonnen Gewicht auf 100 Kilometer Reisedistanz – so ermittelten Wissenschaftler – hinterließen manche Quader auf den eiszeitlichen Gletscherautobahnen. Kein Wunder, dass deshalb selbst von gewaltigen Gesteinsbrocken am Zielort der Reise manchmal nur noch Staub oder fußballgroße Reste übrig blieben. Je widerstandsfähiger die Gesteine, desto besser überstanden sie den Transport. So sind etwa die aus hartem Granit bestehenden Markgrafensteine mit dem Eis von Skandinavien aus bis in die Nähe des Ortes Rauen in Brandenburg gelangt.

Die eiszeitliche Serie

Immer dann, wenn die Gletscher in wärmere Gefilde vordrangen, wo der Eisnachschub das Abschmelzen nicht mehr ausgleichen konnte, kamen die Gletscher schließlich zum Stehen. In den Warmzeiten schmolzen sie schließlich ab und die von den Gletschern geprägten Landschaftsformen – in der Fachsprache Glazialformen – kamen zum Vorschein. Neue Hügellandschaften ragten aus den Ebenen heraus. Die ganze, vor kurzem noch vom Eis bedeckte Fläche war zudem mit einem Sammelsurium aus Staub, Sand, Dünen, Kiesen und Geröll überzogen.

Das sich zurückziehende Eis am Ende der Eiszeiten bildete nach und nach charakteristische Landschaftsformen, die sogenannte Glaziale Serie. © MMCD

Die gewaltige Kraft des Eises hat so im Laufe der Jahrmillionen immer wieder ebenso markante wie vielfältige Landschaften und Landschafts-Elemente geschaffen. Doch trotz aller Unterschiede ist die Abfolge der Landschaftsformen, die sogenannte glaziale Serie, immer ähnlich: Sie besteht aus der sogenannten Grundmoräne mit Zungenbecken, der Endmoräne, dem Sander und dem Urstromtal, die aus der Sicht eines sich zurückziehenden Gletschers räumlich aufeinander folgen und etwa zur selben Zeit gebildet wurden. In der Landschaft ist diese Serie aber nicht immer erhalten geblieben, da spätere Vereisungen das Relief erneut planierten oder Wind, Schmelzwasser oder Frost die Oberflächenformen abgetragen haben.

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Redaktion scinexx
Stand: 28.02.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Kraft des Eises
Wie die Eiszeiten unsere Landschaften formten

Erst heiß, dann Eis
Auf und Ab im Eiszeitalter

Auf der Gletscherautobahn
Wie das Eis die Landschaften prägte

Schuttwälle und Hügelketten
Landschaften aus End- und Mittelmoränen

Gletscher als Seenmacher
Wenn das Eis Kerben, Senken und Dellen hinterlässt

Landschaft als Eiszeit-Uhr
Von Jung- und Altmoränen-Landschaften

Riesenbocken und feinster Staub
Findlinge und Löss als Relikte der Eiszeiten

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