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Medizin

Sport gegen Demenz?

Bewegung hilft - auch dem Kopf

Macht mehr Sport – das mahnen Mediziner schon seit Jahren – vor allem, um den grassierenden Herz- Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Aber immer häufiger zeigt sich, dass Bewegung auch dem Kopf hilft – und einer Demenz vorbeugen oder sie zumindest verzögern kann.

Sport ist gesund © IMSI MasterClips

Demenz-Risiko ein Drittel geringer

Anfang 2013 belegten dies unter anderem US-Forscher mit einer über 30 Jahre laufenden Langzeitstudie. Dafür wurden fast 20.000 Männer und Frauen regelmäßig nach ihren sportlichen Aktivitäten befragt, zudem testeten die Forscher ihre geistige und körperliche Fitness. Das Ergebnis: Die Gruppe mit den aktivsten und körperlich fittesten Probanden hatte ein um ein Drittel geringeres Demenzrisiko. Aus ihren Daten können die Forscher zwar keine genauen Angaben darüber ableiten, wie viel oder welcher Sport besonders günstig ist. Aber in Kombination mit anderen Studien deutet vieles darauf hin, dass schon eine halbe Stunde mäßige Bewegung am Tag für Menschen im mittleren und höheren Alter ausreicht.

Warum aber hilft Sport gegen Demenz? Bewegung hat einerseits einen positiven Einfluss auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel. Dadurch fallen weniger schädliche Stoffwechsel-Abfälle an und auch die Gefäße bleiben gesünder. Das Gehirn reagiert auf körperliche Aktivität zudem mit einer gesteigerten Durchblutung in der Hirnrinde, dem Kleinhirn und dem Hippocampus, dem Sitz der Erinnerungen. Sogar eine Zunahme der Hirnmasse scheint in bestimmten Gehirnarealen beobachtet worden zu sein. Außerdem wirkt sich die Ausschüttung der Hormone Serotonin und Endorphin positiv auf den Abbau von Stress und auf die Behandlung von Depressionen aus.

Tanzendes älteres Paar © RUBIN/ Damian Gorczany

Tanzen trainiert auch das Gehirn

Bewegung muss dabei nicht immer Sport sein: Auch Tanzen hilft, das Gehirn im Alter fit zu halten. Das ergab eine Studie von Neurowissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Sie hatten den Einfluss eines speziell für Senioren entwickelten Tanzprogramms “ des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands untersucht. Während die 25 Teilnehmer zwischen 60 und 94 Jahren über einen Zeitraum von sechs Monaten einmal pro Woche eine Stunde lang tanzten, erhielt eine Kontroll-Gruppe im gleichen Zeitraum keinen Tanzkurs. Vor und nach dem Kurs durchliefen die Studienteilnehmer 18 Tests, in denen über 80 verschiedene Merkmale und Fähigkeiten untersucht wurden, darunter auch die Aufmerksamkeit, die Denk- und Merkfähigkeit sowie die subjektive Lebenszufriedenheit und Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems.

Das Ergebnis: Während sich bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen zeigten, stellten die Forscher bei den Tänzern signifikante Verbesserungen fest. Ihr Gedächtnis, ihre Wahrnehmung und ihre verbesserten sich deutlich, ebenso ihr Balancegefühl. Interessanterweise zeigte der Tanzkurs ausgerechnet in dem Bereich keine Wirkung, in dem die Forscher sie erwartet hätten: bei der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems.

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„Das zeigt, dass bereits geringe Trainingsintensitäten zu weitreichenden Verbesserungen führen können, auch wenn die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems unverändert bleibt“, so RUB-Forscher Hubert Dinse. Verglichen mit vielen anderen sportlichen Aktivitäten wie Laufen, Radfahren oder Kraftsport hat Tanzen zudem Vorteile: Es vereint körperliche Aktivität mit sozialen, emotionalen und kognitiven Herausforderungen – auch das Faktoren, die einer Demenz entgegenwirken können.

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Nadja Popdbregar
Stand: 20.09.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Alzheimer
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Es beginnt schon mit 45 Jahren
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