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Anthropogeographie

Zufallsfund am Straßenrand

Die Skythen-Prinzessin von Urdhzar

Es war ein echter Zufallsfund: Anfang 2013 sollten Arbeiter eine Straße in der Urdzhar-Region Kasachstans reparieren und rekonstruieren. Routinemäßig wurde deshalb der Untergrund im unmittelbaren Umfeld der Straße und der Baustellen auf mögliche archäologische Relikte hin überprüft. Und tatsächlich: Nur wenige Meter von der Straße entfernt stießen Archäologen auf die Reste eines Grabhügels mit einer knapp zwei Meter tief darin begrabenen steinernen Truhe.

Blick in das freigelegte Grab der Saka-Prinzessin © &

Königstochter aus dem Siebenstromland

Als sie sie öffneten, fanden sie die gut konservierte Mumie eines jungen Mädchens. Sie trug einen Kopfputz, der dicht mit verschiedensten goldenen Tierfiguren und Pfeilspitzen verziert war. Neben der Toten lagen Keramikgefäße und die Knochen mehrerer geopferte Schafe. Wie die Archäologen um Timur Smagulov berichten, sprechen die zeremonielle Kleidung und die Grabbeigaben dafür, dass es sich um eine ranghohe Angehörige des Skythenstammes der Saken handelte. „Es ist sogar möglich, dass die begrabene Frau die Tochter eines Königs der Saken war“, sagt Smagulov.

Zeit und Ort des Begräbnisses würden passen: Die Tote stammt aus dem 3. oder 4. Jahrhundert vor Christus und das Grab liegt in der Region Zentralasiens, in der zu dieser Zeit die nomadischen Saken lebten. Sie bevölkerten damals das sogenannte Siebenstromland – ein fruchtbares, von Flüssen durchzogenes Gebiet, durch das auch viele Handelswege führten, darunter auch ein Abzweig der Seidenstraße.

Verbreitungsgebiet der Skythen © Dbachmann / CC-by-sa 3.0

Die Kultur der Steppenkrieger

Wie man heute weiß, gehörten die Saken zu den Reiternomaden der Skythenkultur, die 500 Jahre lang – vom 8. bis 3. Jahrhundert vor Christus – die Geschichte der eurasischen Steppe und ihrer Nachbarregionen prägte. Ihr Einflussgebiet reichte vom Süden Sibiriens entlang des Jenissei bis an die Schwarzmeerküste und an die Tore Mitteleuropas. Dass die Skythen mehr waren als ein vermeintlich primitives Reiter- und Kriegervolk, haben Archäologen in den letzten Jahren und Jahrzehnten wieder und wieder entdeckt.

Bis heute haben viele Zeugnisse der längst vergangenen Skythenkultur einzigartig gut erhalten überdauert. Viele von ihnen überstanden die Jahrtausende buchstäblich tiefgefroren – in den Eisgräbern der Kurgane. Diese in vielen Regionen des eurasischen Steppengürtels stehenden Grabhügel bergen oft nicht nur gut konservierte Tote, die reichen Grabbeigaben erlauben auch einen tiefen Einblick in die erstaunlich fortgeschrittene Kultur dieser Reitervölker.

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Nadja Podbregar
Stand: 16.08.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Skythen - Gräber, Gold und Genanalysen
Auf den Spuren einer rätselhaften Steppenkultur

Zufallsfund am Straßenrand
Die Skythen-Prinzessin von Urdhzar

Das Tal der Könige
Die Entdeckung des Fürstengrabs von Tuwa

Wer waren die Skythen?
Europäer in der Steppe Zentralasiens

Das Rätsel der fehlenden Schrift
Der Goldene Mann und sein Silberbecher

Auf der Suche nach den Amazonen
Waren die Skythenfrauen der Ursprung der sagenhaften Kriegerinnen?

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