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Geologie/physische Geographie

Vom Restmeer zur Salzwüste

Die wortwörtlich heiße Phase der Salinitätskrise

Vor 5,6 Millionen Jahren endet diese erste Phase. Nun ist die Barriere bei Gibraltar so hoch, dass jede Wasserzufuhr aus dem Atlantik endgültig abgeschnitten ist. Das bisschen Wasser, das aus den Flüssen in das Mittelmeer fließt, reicht bei weitem nicht aus, um den Wasserstand zu halten. Die Flüsse kerben nun tiefe Rinnen und Schluchten in die freiliegenden Kontinenthänge, in gewaltigen Wasserfällen rauscht ihr Wasser hunderte von Metern weit in die Tiefe. Doch lange hält sich das kostbare Nass nun selbst an den tiefsten Stellen nicht mehr.

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Innerhalb von nur 1.000 Jahren trocknet das gesamte, 2,5 Millionen Quadratkilometer große Becken endgültig aus. Die Menge des dabei als Wasserdampf in die Atmosphäre aufsteigenden Wassers ist so groß, dass der gesamte globale Wasserkreislauf verändert wird. Die ganze überschüssige Feuchtigkeit wird vom Wind weg getragen und regnet sich hundert und tausende von Kilometern entfernt wieder ab. Als Folge steigt der Meeresspiegel in den restlichen Ozeanen um bis zu zehn Meter, wie Wachstumsspuren an pazifischen Korallenriffen zeigen. Gleichzeitig nimmt der Salzgehalt dieser Meere durch die Regenwasserschwemme deutlich ab.

30 Grad heißer als am ehemaligen Ufer

Im großen Mittelmeerbecken wird es nun im Sommer extrem heiß, in den Senken bilden sich ausgedehnte Salzwüsten. Ursache dafür ist ein physikalischer Prozess, die adiabatische Erwärmung: Wird ein Gas komprimiert, stoßen die in ihm enthaltenen Teilchen häufiger zusammen und das Gas heizt sich auf. Genau dies geschieht nun auch im Mittelmeer: Kühle Luft aus Meereshöhe strömt die Hänge des leeren Beckens hinunter und wird dabei immer dichter. Bis es den Grund des Beckens erreicht hat – in fast 3.000 Metern unterhalb des Meeresspiegels – hat es sich um 20 bis 30 Grad aufgeheizt.

Nur noch Salzwüste: So wie hier am Toten Meer sah es damals in weiten Teilen des Mittelmeerbeckens aus © Wilson44691 / CC-by-sa 3.0

Entsprechend lebensfeindliche Bedingungen herrschen nun dort. Die zuvor in die Senke eingewanderten Tiere drängen sich nun auf den noch etwas kühleren Hochebenen der heutigen Inseln zusammen. Für die meisten von ihnen sind die Salzwüste und die zum Teil steilen Hänge des Mittelmeer-Beckens zu einer fast unüberwindbaren Barriere geworden. Sie können nicht mehr in ihre alte Heimat Afrika zurück.

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Doch es kommt noch schlimmer. Vor rund 5,33 Millionen Jahren setzt eine gewaltige Katastrophe all dem schlagartig ein Ende.

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Nadja Podbregar
Stand: 22.03.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die große Flut
Forscher enträtseln die Urzeit-Katastrophe am Mittelmeer

Ein unerwarteter Fund
Bohrkerne und kilometerdicke Salzschichten

Tektonische Spurensuche
Von der Tethys zum Mittelmeer

Das Rätsel des Nil-Canyons
Wie entstanden die Schluchten vor den Mittelmeer-Flussmündungen?

Die große Barriere
Zeitreise in die Ära der messinischen Salinitätskrise

Vom Restmeer zur Salzwüste
Die wortwörtlich heiße Phase der Salinitätskrise

Der große Bruch
Eine katastrophale Flut bringt das Ende des Wüstenbeckens

Nach der Flut kamen die Zwerge
Die Folgen der Wiederauffüllung für die Tierwelt

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