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Geologie/physische Geographie

Nach der Flut kamen die Zwerge

Die Folgen der Wiederauffüllung für die Tierwelt

Die große Sintflut vor 5.33 Millionen Jahren blieb auch für die damalige Tierwelt nicht ohne Folgen. Zwar war der größte Teil des längst zur Wüste gewordenen Mittelmeerbeckens vor der Flut vermutlich kaum belebt – größere Tiere hätten in der kargen Salzwüste kaum Nahrung gefunden. Nur wenige hochspezialisierte Einzeller harrten dort noch aus. Doch auf den kühleren Hochplateaus Maltas, Sizilien, Kretas oder Zyperns hatten schon zu Anfang der Austrocknungsphase Antilopen, Nilpferde und Elefanten Zuflucht gefunden, die aus Afrika dorthin gewandert waren.

Skelett eines Zwerg-Elefanten von der Insel Malta © Giovanni Dall'Orto

Abgeschnitten vom Festland – und von Raubtieren

Als die große Flut kam, überlebten die meisten von ihnen zwar, sie waren aber nun durch die wiederaufgefüllten Wassermassen des Mittelmeeres endgültig abgeschnitten. Ihre Hochplateaus waren plötzlich zu Inseln geworden. Für die Pflanzenfresser hatte das zunächst durchaus Vorteile: Denn auf ihren Inseln gab es für sie zwar nur begrenzte Nahrung, aber dafür auch kaum natürliche Feinde. Wie sich das auf ihre weitere Evolution auswirkte, davon zeugen fossile Überreste der urzeitlichen Elefanten und Nilpferde, die auf Zypern, Kreta, Malta und anderen Inseln des Mittelmeers gefunden wurden. Ihr auffallendstes Merkmal: Sie sind klein, quasi nur Miniaturausgaben ihrer normalgroßen Verwandten auf dem Festland.

Der Grund dafür: Weil auf diesen Inseln keine größeren Raubtiere lebten, mussten die Pflanzenfresser nicht mehr möglichst groß und damit unangreifbar werden. Zudem sparte die geringere Körpergröße Energie und damit auch Futter. Da die Nahrungsressourcen auf den Inseln eher begrenzt waren, konnten kleinere Vertreter dieser Arten besser überleben.

Das zypriotische Zwerg-Nilpferd war das kleinste seiner Art © George Lyras / CC-by-sa 3.0

Elefant in Hundegröße

Auf Zypern lebte beispielsweise Palaeoloxodon cypriotes, ein mit dem Europäischen Waldelefanten verwandtes Rüsseltier. Während dieser jedoch fast vier Meter groß war und stattliche sieben Tonnen auf die Waage brachte, war sein zypriotischer Nachfahre nur noch 200 Kilogramm schwer und etwa so groß wie ein großer Hund. Nachdem er Fossilien solcher Inselelefanten gesehen hatte, stellte der österreichische Paläontologe Othenio Abel 1914 die Theorie auf, dass diese Überreste der Ursprung für die einäugigen Zyklopen der griechischen Sagen gewesen sein könnten. Denn, so argumentierte er, die zentrale Öffnung für den Rüssel im Schädel dieser Tiere könnte von antiken Findern solcher Skelettreste als großes Zyklopenauge interpretiert worden sein.

Doch die Elefanten waren nicht die einzigen Zwergtiere auf den Mittelmeerinseln. Annähernd genauso klein waren auch Zwerg-Nilpferde, deren Überreste Forscher auf Malta, Sizilien und Zypern entdeckten. Das kleinste von ihnen, das zypriotische Zwerg-Nilpferd war nur 76 Zentimeter groß und 1,20 Meter lang. Es kam noch bis etwa 9.000 vor Christus auf der Insel vor. Dann wurde es vermutlich von frühen menschlichen Einwanderern gejagt und ausgerottet.

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Nadja Podbregar
Stand: 22.03.2013

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die große Flut
Forscher enträtseln die Urzeit-Katastrophe am Mittelmeer

Ein unerwarteter Fund
Bohrkerne und kilometerdicke Salzschichten

Tektonische Spurensuche
Von der Tethys zum Mittelmeer

Das Rätsel des Nil-Canyons
Wie entstanden die Schluchten vor den Mittelmeer-Flussmündungen?

Die große Barriere
Zeitreise in die Ära der messinischen Salinitätskrise

Vom Restmeer zur Salzwüste
Die wortwörtlich heiße Phase der Salinitätskrise

Der große Bruch
Eine katastrophale Flut bringt das Ende des Wüstenbeckens

Nach der Flut kamen die Zwerge
Die Folgen der Wiederauffüllung für die Tierwelt

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