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Ökologie

Zwischen Tod und Massenvermehrung

Einwanderer ist nicht gleich Einwanderer

Der internationale Tierhandel trägt ebenfalls seinen Teil zur von vielen Wissenschaftlern beklagten Faunenverfälschung bei. Zahlreiche exotische Arten fliehen während des Transports oder später aus den belieferten Zoologischen Gärten oder Forschungslabors in neue Gefilde. In letzter Zeit sind es jedoch häufig private Tierliebhaber, die bewusst oder unbewusst Nachschub an Exoten für Mutter Natur liefern.

Der Brillenkaiman machte schon mal Deutschland unsicher: Er war allerdings keine Gefahr. © Andreas Trepte/CC BY-SA 3.0 DE

Im Juli 1994 sorgte beispielsweise der Brillenkaiman „Sammy“ für Aufregung im Köln-Düsseldorfer Raum. Während eines Badeausflugs mit seinem Besitzer war das Reptil in einem Baggersee im rheinischen Dormagen abgetaucht und spurlos verschwunden. Die folgende Suchaktion hielt Polizei und Feuerwehr tagelang in Atem und führte zu Panikattacken bei den Badegästen.

Solche Exoten wie „Sammy“ sind aber keine Gefahr für die hiesige Fauna. Meist werden sie schnell wieder aus dem eroberten Terrain vertrieben. Die grüne Echse jedenfalls wurde nach der „Festnahme“ beschlagnahmt und ins Exil nach Sachsen in den Tiergarten Falkenstein geschickt.

Manche Tiere mutieren zu regelrechten Plagegeistern

Anders sieht das manchmal jedoch aus, wenn nichtheimische Tier- oder Pflanzenarten ganz bewusst in der Natur ausgesetzt werden. Die als harmlos erachteten wissenschaftlichen Forschungsobjekte, Jagdtrophäen oder biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel mutieren dann wie die Aga-Kröte oder das Kaninchen in Australien zu regelrechten Plagegeistern, die nicht mehr so einfach zu vertreiben sind.

Wenn aber so viele Arten unterwegs sind, um neue Dominizile zu erkunden, warum vermehren sich dann nur einige wenige in fremden Gefilden massenhaft? Warum werden gerade diese zu einer Bedrohung für die Biologische Vielfalt, während die anderen problemlos in die Natur integriert werden oder schlicht und einfach eingehen? Noch immer fällt es den Forschern nicht leicht eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage zu finden. Es gibt aber einige wichtige Überlebensstrategien, die so etwas wie die Grundvoraussetzung für eine Massenausbreitung im neuen Lebensraum darstellen.

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Viele Nachkommen in kurzer Zeit, das Fehlen natürlicher Feinde, das Zurechtkommen an unterschiedlichen Standorten und eine gute Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen: Kommen alle diese biologischen Faktoren bei einer einwandernden Art in einem bestimmten Ökosystem zusammen, können aus Pflanzen oder Tieren, die an ihrem ursprünglichen Standort völlig harmlos und ungefährlich sind, Killerorganismen werden, die die Artenvielfalt bedrohen.

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Stand: 22.12.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Angriff der Exoten
Tierische und pflanzliche Einwanderer auf Erfolgskurs?

Ameisen, Kröten und andere Katastrophen
Biologische Invasionen

Von Aliens, Römern und Schiffsbohrwürmern
Invasive Arten - ein Man-made-Desaster?

Der Fluch der Globalisierung
Exoten auf dem Vormarsch?

Zwischen Tod und Massenvermehrung
Einwanderer ist nicht gleich Einwanderer

Harmlose Zeitgenossen oder Artenkiller?
Exoten im Mittelpunkt des Experten-Streits

Grüne Pest
Wie eine Alge das Mittelmeer erobert...

Viren, Kopfgelder und natürliche Feinde
Kann man unliebsame Einwanderer wieder los werden?

Eine unendliche Geschichte?
Totale Sicherheit vor biologischen Invasionen gibt es nicht

Verstädterung als Lebensprinzip
Der Waschbär

Von der dekorativen Gartenpflanze zum gefährlichen Einwanderer
Der Riesen-Bärenklau

Der Siegeszug der Dreikantmuschel
Die Einwanderung von Dreissena und die Folgen

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