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Anthropogeographie

Sieg vor Calais – Tod in der Karibik

Wie alles endete...

Die Schiffe der spanischen Armada waren groß und schwerfällig © historisch

Wie richtig der Papst mit seinen Befürchtungen liegt, zeigt sich im August 1588. Denn da taucht eine neu formierte spanische Armada doch noch vor England auf. Diese besteht aus 130 Schiffen mit 2.630 Kanonen und 30.000 Soldaten. Nahe Calais kommt es schließlich am 8. August 1588 zu einer großen Entscheidungsschlacht auf See. Doch die riesigen, schwerfälligen Schiffe der Spanier – eher auf Entern als auf Wendigkeit ausgelegt – werden durch die zahlenmäßig unterlegenen Engländer übertölpelt.

Durch unbemannte brennende Schiffe aus dem Hafen vertrieben, müssen sich die Spanier aus ihrer geplanten Formation lösen und werden entscheidend geschlagen. Drake stürzt sich als Vizeadmiral der Briten in das Kampfgetümmel und hat entscheidenden Anteil daran, dass die Invasion verhindert und Teile der spanischen Flotte zerstört werden.

Der Pirat der Königin – Sir Francis Drake © Jodocus Hondius / gemeinfrei

Drake kapert spanisches Flaggschiff

„Eine der berühmtesten Begebenheiten an denen Drake beteiligt war, ereignete sich, als das spanische Flaggschiff Rosario mit einem anderen Schiff kollidierte“, schreibt das National Maritime Museum in Greenwich, London, auf seiner Website. „Es verlor dabei seinen Mast und wurde vom Rest der spanischen Flotte abgetrennt. Drake kaperte es, obwohl er eigentlich den Job hatte, die Armada zu verfolgen und mit seiner Hecklaterne alle anderen englischen Schiffe, die im folgten, zu führen. Die Verlockung der Rosario muss für ihn zu groß gewesen sein, um ihr widerstehen zu können. Das Schiff wurde eingenommen, ohne dass ein einziger Schuss fiel – noch mit der königlichen Geldtruhe an Bord.“

Zum endgültigen Desaster für König Philipp II. wird die Flucht der Überreste der Armada über die Nordroute um die britischen Inseln herum. Schwere Stürme sind schuld daran, dass viele spanische Schiffe stranden und tausende Soldaten sterben. Der Monarch rechtfertigt die Niederlage deshalb auch später so: „Ich habe meine Armada zum Kampf gegen die Engländer ausgesandt, nicht gegen Naturgewalten.“

Angriff auf Spanien

Drakes Karriere auf See ist aber auch nach der Abwehr des spanischen Angriffs noch lange nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil. Er hat Großes vor, denn Drake will Spanien, den Erzfeind und Rivalen um die Vorherrschaft auf den Meeren endgültig besiegen. Es gelingt ihm schließlich in vielen Gesprächen seine Königin von den Plänen zu überzeugen. Zusammen mit dem Offizier Sir John Norreys –Spitzname der „Schwarze Jack“ – schickt ihn Elisabeth 1589 Richtung Spanien und gibt ihm 150 Schiffe und 18.000 Soldaten an die Hand.

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Die Flotte hat gleich mehrere Aufträge zu erfüllen. Erstes Ziel ist es, die übrig gebliebenen Schiffe der Armada in den spanischen Atlantikhäfen zu finden und zu zerstören. Anschließend sollen die Truppen in Lissabon einmarschieren und dort eine Revolte gegen Philip II. anzetteln. Schließlich geht es auch darum, wenn möglich die Azoren zu besetzen. Doch dieses Mal wendet sich das Schicksal gegen Drake, wie Anthony Wingfield, ein Teilnehmer der Expedition in seinem Bericht schreibt: alle Vorhaben misslingen. Noch schlimmer: nur ein Teil der Schiffe und grade mal ein Drittel der Männer überlebt am Ende den waghalsigen Angriff und kehrt in die Heimat zurück.

Ein englischer Held - Francis Drake © Henry Bone / gemeinfrei

Karriereknick in XXL

Drakes Karriere hat einen empfindlichen Knick erhalten. Die Königin entzieht ihm ihr Vertrauen, weitere Reisen im Auftrag der britischen Krone sind vorerst kein Thema mehr. Am Neujahrstag 1593 darf er Elisabeth aber immerhin ein Manuskript zu seinen Expeditionen präsentieren. Dieses basiert auf den Aufzeichnungen von Crew-Mitgliedern und ist von Drake selbst überprüft. Unter dem Titel „Sir Francis Drake Revived“ wird es aber erst 1626 erscheinen.

Da ist Drake bereits 30 Jahre tot. Seine letzte Mission hat ihn 1595 zusammen mit seinem alten Freund John Hawkins noch einmal in die Karibik geführt. Im Hafen von San Juan in Puerto Rico liegt ein gesunkenes spanisches Schiff mit Schätzen im Wert von zwei Millionen Dukaten an Bord. Die wollen sich die Abenteurer sichern. Doch der Plan misslingt. Denn Drakes frühere Beutezüge in der Karibik haben die Spanier aufgerüttelt und vorsichtiger gemacht. Längst sind Siedlungen und Häfen wie San Juan viel besser befestigt und verteidigt als früher.

Tod in der Karibik

Später erkrankt Drake auf seinem Schiff „Defiance“ an der Ruhr, einer von Bakterien ausgelösten Infektionskrankheit. Am 28 Januar stirbt der Seefahrer und Abenteurer schließlich vor der Küste des Ortes Portobelo im heutigen Panama. „Er wurde am nächsten Tag in einem Bleisarg in den Gewässern der Karibik begraben – dem Schauplatz der meisten seiner tollkühnen Heldentaten“, beschreibt die Library of Congress, die bekannteste Forschungsbibliothek der USA, mit viel Pathos Drakes letzte Ruhestätte.

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Dieter Lohmann
Stand: 02.09.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Sir Francis Drake
Dreister Pirat oder legendärer Seefahrer?

Held oder Hasardeur?
Die Bilanz von Drakes Leben

Eine widersprüchliche Persönlichkeit
Drake als Mensch

Vom Bauernsohn zum Sklavenhändler
Die frühen Jahre

Wildern in fremden Revieren
Engländer in der Karibik

Pirat auf Plünderfahrten
Rache für San Juan

Einmal um die ganze Welt…
Drake auf geheimer Mission

Zwischen Kap Hoorn und Vancouver Island
Mit der Golden Hinde entlang der Westküste Amerikas

Heldentat mit der Golden Hinde
Die 2. Weltumseglung

Vom Weltumsegler zum Kriegshelden
Der Überfall auf Cadiz

Sieg vor Calais - Tod in der Karibik
Wie alles endete...

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