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Raumfahrt

Ohne Shuttle kein Hubble

Orbital-Frachter war trotz allem unverzichtbar

Trotz ihrer wechselvollen Geschichte, den hohen Kosten und der zahlreichen Kritikpunkte gilt die amerikanische Raumfähre noch immer als eines der erfolgreichsten Weltraumfahrzeuge, die je gebaut wurden. Zahlreiche Errungenschaften und Projekte der letzten 30 Jahre wären ohne den „fliegenden Laster“ nicht machbar gewesen.

Der Beginn von 30 Jahren, 2.000 Experimenten und 355 Astronauten: Erster Flug eines Space Shuttles 1981 © NASA/KSC

„Das Space Shuttle ist ein wunderbarer ‚Vogel‘, eine bemerkenswerte Flugmaschine mit einer Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten“, erklärt ESA-Astronaut Michel Tognini, der 1999 auf der Raumfähre Columbia mitflog. Die Mission brachte damals unter anderem das Röntgenteleskop Chandra ins All. „Sojuz kann bestimmte Orbit-Inklinationen nicht fliegen, aber das Shuttle kann jede benötigte Bahn absolvieren, jede Art von Nutzlast transportieren und für jede Art von Reparaturen eingesetzt werden, sogar um Satelliten einzufangen oder das Hubble Weltraumteleskop.“

Ein Frachter für den Orbit

Bis heute ist das Space Shuttle das einzige Vehikel geblieben, das schwere und große Nutzlasten in den Orbit und vor allem auch wieder zurück transportieren kann. Seine 4,5 Meter breite und knapp 19 Meter lange Ladebucht ist groß genug, um einen ganze Schulbus in sich aufzunehmen. Insgesamt brachten die „Weltraum-Laster“ mehr als 1,36 Millionen Kilogramm Material, wissenschaftliche Ausrüstung und Satelliten in die Erdumlaufbahn. Ihre Flughöhe variierte dabei je nach Einsatzziel zwischen 185 und 643 Kilometern. Auch das Weltraumteleskop Hubble gelangte im Jahr 1990 mit der Raumfähre Discovery in den Orbit und wurde seither mehrfach von Space Shuttle-Teams gewartet und repariert.

Ausbringen des Weltraumteleskops Hubble aus der Ladebucht der Raumfähre im Jahr 1990 © NASA

Der französische ESA-Astronaut Jean-François Clervoy erinnert sich an einen dieser Reparaturflüge: „Auf diesem Flug trugen wir die Verantwortung für die Karrieren von hunderten von Wissenschaftlern, deren gesamtes Arbeitsleben der Analyse der Daten dieses Teleskops gewidmet war“, so Clervoy. Er ist bis heute stolz, zum Erfolg dieses Auges im All beigetragen zu haben. „Die Entdeckungen Hubbles gelten heute als ebenso bedeutend wie die Beobachtungen des Galileo Galilei zu seiner Zeit.“

Spacelab und Co: Forschungsstandort Umlaufbahn

Die schwarz-weißen „Space-Trucks“ waren aber nicht nur Frachttransporter, sie boten auch lange Zeit die einzige Möglichkeit, Experimente in der Schwerelosigkeit des Alls durchzuführen. Mit Beginn der Spacelab-Missionen Mitte der 1980er Jahre erhielten auch europäische Astronauten und Wissenschaftler erstmals die Chance, an solchen Weltraummissionen teilzunehmen. Das eigens für das Shuttle konstruierte Labormodul wurde dafür in der Ladebucht untergebracht, zusätzlich war Platz für weitere Instrumente und Gerätepakete.

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Der deutsche ESA-Astronaut Ulf Merbold war bei der ersten Spacelab-Mission im November 1983 mit dabei. Er erinnert sich heute: „Wenn man mit der spektakulären Erfahrung zurückkehrt, seinen Heimatplaneten aus der Ferne gesehen zu haben, und dazu noch seine Mission erfolgreich und mit guten Daten abgeschlossen hat, dann gibt einem das ein Gefühl der Befriedigung und des Glücks. Und ein Teil davon gilt auch der Maschine.“

In den gut 30 Jahren der Shuttle-Ära flogen immerhin 355 verschiedene Astronauten aus 16 Ländern mit den Raumfähren in den Orbit. Mehr als 2.000 Experimente führten die Forscher und Astronauten dabei durch. Die längste Mission dauerte 17,5 Tage, die größte Crew umfasste acht Menschen.

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Nadja Podbregar
Stand: 07.07.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Space Shuttle: Ende einer Ära
Rückblick auf das amerikanische Raumfähren-Programm

Shuttle-Chronik
Die wichtigsten Ereignisse im Überblick

Hehre Ziele und enttäuschte Erwartungen
Warum sind Shuttleflüge so teuer?

Heftklammern sind tabu
Die "Wiederaufbereitung" von Atlantis und Co.

Ohne Shuttle kein Hubble
Orbital-Frachter war trotz allem unverzichtbar

Vehikel der Völkerverständigung
Die Shuttle-Mir-Ära

Columbia: Der Anfang vom Ende
Die zweite Katastrophe nach der Challenger-Explosion

„NASA hat nichts gelernt“
Die Konsequenzen

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